Beschleunigung

Die Bologna-Arbeitsgruppe, beschickt vom Rektorat und Senat, hat ein Arbeitspapier zur Umstellung auf die europäische Studienarchitektur erstellt. Es wird heute im Senat diskutiert und möglicherweise beschlossen werden.

Es handelt sich um einen allgemeinen Rahmen: Bak.-Mag.-Dr., ECTS-Punkte, Module, Curricularmodelle. Eine Orientierung über Eckpunkte, sodass die umstellungswilligen Fakultäten schon zu arbeiten beginnen können.

Offen ist in diesem Papier allerdings die Frage nach einem genaueren Terminplan und den nächsten Verfahrensschritten. Hier gibt es seit Freitag (Dekanssitzung) eine Intervention des Rektorates.

Die Entscheidung über die Studienangebotsstruktur erfolgt mit gesamtuniversitärer Perspektive, ausgehend von einem universitätsweit abgestimmten Plan.

Sehr gut. Und wie kommt es zu diesem Plan? Das soll so geschehen, dass
die Arbeit der Bologna-Gruppe nochmals überprüft wird:

Ziel: Strategische Planung der DekanInnen mit den
StudienprogrammleiterInnen.

Das künftige Lehrangebot der Universität wird also in Gesprächen zwischen Dekaninnen (m/w) und SPLs ausgearbeitet. Als Zeitrahmen ist vergangenen Freitag dieses vorgestellt worden:

    6.10. Senatsbeschluss

    10.10 Rückmeldung der Fakultäten und Zentren

    14.10. Diskussion gesamtuniversitärer Vorgehensweise

In einer Woche sprechen also die Dekane mit dem Rektorenteam darüber, welche Studienprogramme es in Zukunft an der Universität geben soll/wird. Wirklich flott.

sex cells

habe ich heute im Morgenjournal des ORF gehört. Das war für den Kulturteil angekündigt – vielleicht eine neuartige Kunstaktion?

Beim genaueren Hinhören stellte sich heraus: “sex sells”, es ging um gratis Museumsbesuch ohne Kleider und Ähnliches. Assoziation: “science sells” und “selling science”. Die “Lange Nacht der Forschung” war ein gutes Beispiel. Angeblich waren 30.000 Menschen unterwegs. Die Erfahrungen der Station “Das Ende der Sicherheit und der Beginn der Katastrophen” waren auch positiv. Ziemlich viele Interessentinnen und produktive Beiträge.

Zur “Nachbearbeitung” bleibt die Frage, was diese Vermittlungsform über das Wissen sagt. Wie steht die Auslage zum Geschäft? Wie “sexy” kann/soll man Philosophie machen? Hier ein Anfang über Wassermassen.

Gewinnspiel

Dieser Samstag gehört dem Event-Managment. Das Institut für Philosophie hat zwei “Stationen” in eine österreichweite Veranstaltung untergebracht:

    Alles im Be-Griff?

    Das Ende der Gewissheiten und der Beginn der Katastrophe

Und nicht genug damit:

Im Rahmen der Langen Nacht der Forschung gibt es eine umfangreiche Kooperation mit dem Nachrichtenmagazin Profil. Teil dieser Kooperation ist ein Gewinnspiel, bei dem die Besucher der Langen Nacht nach Profilartikeln suchen müssen die bei einzelnen Stationen angebracht sind. Aus diesem Grund wurden die Archive des Magazins nach Artikeln durchsucht die inhaltlich zu einzelnen Stationen passen und so ergaben sich in Wien Linz und Innsbruck insgesamt 45 ausgesuchte Stationen an denen ein Artikel platziert werden soll.

Ihre Station gehört dazu und ich möchte Sie deshalb einerseits darüber informieren dass dieser Artikel bei Ihrer Station aufgestellt werden soll und Sie andererseits bitten kurz zu bedenken wie bzw. wo dies am besten geschehen könnte. Die Artikel werden auf einem ca. 110 X 70cm großen Karton angeliefert werden, teilweise mit dem Stationskit, teilweise am Tag der Veranstaltung selbst. Sie können entweder an der Wand oder einer Plakatstellwand affichiert werden oder auch auf einem Tisch ausgelegt werden bzw. von einem Tisch oder einem anderen erhöhten Möbelstück gegen die Wand gelehnt werden.

Das kommt davon, dass man sich 9/11 zum Thema nimmt.

Buchverwertungskette

Ergänzung zum gestrigen Eintrag. Im heutigen Morgenjournal sprach der Chef der Frankfurter Buchmesse ueber die “Buchverwertungskette” zwischen Autoren, Verlegern und Lesern. Es liegt mir fern, in kulturpessimistisches Händeringen darüber auszubrechen, aber man muss sich fragen, was damit gesagt ist.

Bücher sind Waren, wie Tomaten oder Steinplatten. Das ist ein neutraler Befund, wie die Feststellung, dass Koffein gewisse Wirkungen besitzt. Ausserdem hat Kaffe einen bestimmten Preis und spielt eine Rolle in der Kaffehauskultur. (Beides ist nicht gänzlich unverbunden.)

Für Bücher und “Bildungsgüter” gilt dasselbe. Ohne vom Mechanismus der Preisbildung (!) absehen zu können, muss auch gesagt werden: was die Sache “wirklich wert ist” entscheidet sich nicht bloss im “Verwertungszusammenhang”.

Zu diesem Thema gibt es eine Radiosendung.

mobil, modular und autonom

Die “europäische Studienarchitektur”, deren Realisierung im Moment eine Priorität der Universitätsleitung darstellt, wird gerne mit den drei Attributen plausibel gemacht:

    mobil, Studierende können sich leichter im gesamteuropäischen Raum bewegen

    modular, die Planung der Curricula erfolgt in überschaubaren, mehrfach einsetzbaren Einheiten

    autonom, die Hochschulen bestimmen ihr Lehrangebot und reagieren auf die Bedürfnisse des Bildungswesens

Dagegen sieht das alte System der Aufsicht durch das Ministerium schlecht aus. Tatsächlich: wenn man es sich überlegt, ist die jahrhundertelange Kameralistik gerade in der Lehre nicht mehr zeitgemäß. Was weiß eine Behörde von den Erfordernissen der Biologieausbildung? Warum soll sie die entsprechenden Regeln erlassen?

Dennoch ist auch zu sagen, dass es sich um die xDCbertragung eines wirtschaftlichen Prinzips auf den Bildungssektor handelt. Ein Argument für die EU war immer, dass sie verbindliche trans-nationale Standards festlegt, Zölle beseitigt und den den Warenverkehr erleichtert. Für mich verbindet sich das mit dem Budapest-Erlebnis: dort dominiert mittlerweile derselbe Waren-Cluster, wie überall sonst: Heineken, Douglas, Die Erste Bank, Benneton.

Das kann leicht missverstanden werden, als wäre es ein Plädoyer für die gute alte Zeit. (“Kuschelig”, mit den Worten eines Befürworters des Bologna-Prozesses). Mein Punkt ist bescheidener. Es ist eine Tatsache, dass Denkmuster des Warenaustausches zunehmend wirksam werden. Das läßt sich nicht verhindern. Aber es empfiehlt sich, das auch beim Namen zu nennen und eine umgekehrte Aufmerksamkeit zu entwickeln. Welche Bestandteile meiner Lehre sind weder transferierbar noch zu segmentieren? (Und das sagt jemand, der seine Vorlesung ins Internet streamt.)

Herbstrunde

Nach dem Entwicklungsplan ist die nächste Station der Universitätsreform die Leistungsvereinbarung, welche das Rektorat mit dem Ministerium 2006 verhandeln wird. Sie wurde gestern im Senat von Rektor Winckler angesprochen.

Interessanterweise in Verbindung mit einem “Lehrentwicklungsplan”. Die bisher allgemeinen Ziele (Bologna) müssen konkret in neue Curricula umgesetzt werden. Dazu fehlen einstweilen die konkreten Anhaltspunkte. Ein vom Rektorat und Senat beschicktes Bologna-Team unter der Leitung von Ilse Schrittesser arbeitet an Eckpunkten für diese Umsetzung. Georg Winckler hat einen neuen Akzent gesetzt.

Er wies erstens darauf hin, dass vom Ministerium keine konkrete Auskunft zum Umgang mit den Leistungsvereinbarungen zu erhalten ist und bemerkte zweitens, dass es sich inneruniversitär um eine Angelegenheit zwischen Rektorat und Universitätsrat handelt. Für den Senat ist dabei keine Rolle vorgesehen.

Im Klartext: die Zukunft der Lehre wird über die Leistungsvereinbarungen, zwischen Rektor und Ministerium, entschieden. Wie das in die einzelnen Studien heruntergerechnet wird, ist noch nicht ersichtlich. Wir stehen – wie beim Organisations- und Entwicklungsplan – vor der Frage, welche Konsultationen dazu das Rektorat freundlicherweise mit den Angehörigen der Universität führen wird.