Die Transzendenz des Ackers

Bezogen auf eine kleine dörfliche Siedlung, ist die Tätigkeit am Acker eine Transzendenz. Gerade in Niederösterreich, sind die Äcker im Frühling strukturierte “Leere”:

Riesige Flächen Erde, strukturiert von Windschutzgürteln. Ein Spiel-Raum, aber ein existenzieller. Ohne Acker keine Ernte. Ohne Ernte kein Überleben, nicht nur der Bauern sondern der ganzen Siedlung (minus die globalen Import- und Handelsmöglichkeiten, die dieses Verhältnis graduell ent-dramatisieren).

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“in alten Fahrwassern”

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Andreas Kirchner schreibt im vorigen Beitrag über die Geschichtspflege in der Philosophie. Zeitgleich ist die letzte Ausgabe von Information Philosophie erschienen, in der Konrad Liessmann den Hauptessay beisteuert. Die “Information Philosophie” ist (sympathischer Weise) so unzeitgemäß, dass sie (im Moment) noch nicht einmal das Inhaltsverzeichnis am Netz hat. Der Titel des Aufsatzes sei verraten: “Vom Nutzen und Nachteil des Denkens für das Leben”. Und er beginnt, wie zu erwarten, mit Nietzsche und der Unzeitgemäßheit der Philosophie.

Ich verrate auch die Pointe des Essays. Die Philosophie möge sich darauf besinnen:

… dass eine ihrer wesentlichen Aufgaben nicht darin besteht, die Menschen glücklich zu machen oder mit Sinn auszustatten, sondern sie – wenigstens hin und wieder – zu betrüben.”

Eine bemerkenswert klarsichtige Beschreibung der Rolle der Philosophie im Feuilleton. Dazu ein Aufwand von Nietzsche zu Goethe zu Epiktet zu Vico zu Hegel zu Dilthey zu Hugo von Hofmannsthal. Eine vielgestaltige Schlauchverbindung. Andreas: “Alte Schläuche können brechen – beim neuen Wein. Es ist keine Notwendigkeit, dass das Überlieferte Entscheidungen in der aktuellen Lage vorwegnimmt.”

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Alte Schläuche

Beim Stöbern in den Archivschränken entdeckt Renate plötzlich etwas. “Komm mal her Alice”, ruft sie. Sie zeigt mir ein Buch mit dem Foto einer sehr schönen Frau und fragt: “Hast du die schon mal gesehen?” Nein. Wie heißt sie?
H-e-d-w-i-g D-o-h-m. Den Namen hatten wir noch nie gehört” Aber uns beeindruckt, wie klug und schön die Frau auf dem Cover des Buches aussieht, das sie offensichtlich selbst geschrieben hat. Wir begeben uns auf die Spur der schönen Unbekannten. Doch es wird noch Jahre dauern, bis wir das ganze Ausmaß des Desasters begreifen: Hedwig Dohm (1831-1919) war vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu ihrem Tod die bekannteste, brillanteste und streitbare Feministin in Deutschland; sie hat Dutzende von Büchern und Artikel veröffentlicht – und eine mindestens ebenso große Anzahl von Schriften ist über und gegen sie erschienen. Und wir “neuen Feministinnen”? Wir kennen nur ein halbes Jahrhundert später noch nicht einmal mehr ihren Namen! (Alice Schwarzer – Lebenslauf, S.297)

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