Blamage

Julian Nida-Rümelin ist Professor für politische Theorie und Philosophie an der Universität München, ehemaliger Kulturstaatsminister der Regierung Schröder. Er hat sich einen peinlichen Schnitzer erlaubt und für das fake-Angebot eines Dr. h.c einer fiktiven “Deutschen Nationalakademie” gegenüber “ohne Vorbehalt” ausgesucht dumme deutschnationalen Parolen befürwortet.

Hier die Geschichte im Feulleton der FAZ. Sie zieht die ersten Fäden durch die Blogwelt, siehe Tante Emma, NachDenkSeiten, GBlog, Bürger Herold.

Dann gibt es ein Interview mit dem Deutschlandradio, einen Beitrag in der Berliner Zeitung und einen Kommentar der Frankfurter Rundschau. Auch die Neue Zürcher Zeitung ist vertreten. Sie bietet ein schönes Resumee: “Entweder xABextrem unaufmerksamxBB oder xABextrem rechtsxBB: Das dürfte freilich in keinem Fall eine erschöpfende Alternative sein. Die Palette der Deutungsmöglichkeiten sollte mindestens um zwei Kategorien erweitert werden: xABextrem eitelxBB und xABhinreichend dummxBB.”

Vorweg empfinde ich eine gewisse Sympathie für jemanden, der am Pranger steht.. Zusätzlich ist Skepsis gegen die Gesetze des Sensationsjournalismus angebracht. So wie ich das Wahlplakat des KSV zur letzten Hochschülerschaftswahl für dumm und geschmacklos gehalten habe. Es zeigte den mit einer Torte bekleckerten Rektor. Aber das Sentiment ist nicht am Platz. Nida-Rümelin ist ein ehemaliges Regierungsmitglied und Fachmann für politische Theorie. Der muss wissen, was er in der Öffentlichkeit tut. Wie heißt es – frei nach dem Werbespruch von “Manufactum”: Es gibt ihn noch, den Super-GAU. Ich würde sagen: Rücktritt aus der “European Academy of Sciences and Arts” oder einer anderen der illustren Gesellschaften, die sein CV zieren.

verständlich

“Österreichs Zukunftsmagazin für Forschung, Technologie und Innovation” at.venture hat ein Gespräch über Wissenschaft und Öffentlichkeit arrangiert. Ab 28.11. sollte die Nummer eigentlich verfügbar sein. Dauert noch etwas.

Julia Petschinka findet in ihrem Blogeintrag: “Herbert Hrachovec war verständlich”. Diese Kurve habe ich also gerade noch gekratzt 😉 . Bilder zum Treffen hier.

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google Effekt

Im Anschluss an ein Workshop “Wahrheit” in Zeiten des Wissens, in dem ich die Publikationsdatenbank des Institutes für Philosphie erwähnte, ist mir erstmals aufgefallen, dass die Zitationskultur der traditionellen Wissenschaften eigentlich auf dasselbe hinausläuft, wie der google Algorithmus, der die häufigsten Verlinkungen an die Spitze der Suchergebnisse befördert.

Am prominentesten ist, wer am häufigsten zitiert wird. Daraus ergibt sich eine völlig banale und – zumindest im Moment – erfolgversprechende Konsequenz. Analog zu “Linkfarmen” könnte ein Universitätsinstitut die eigene Bedeutung hochtreiben, wenn die Angehörigen einander öfters zitieren.

Das wäre noch nichteinmal verwerflich, denn die Bereitschaft, die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen zur Kenntnis zu nehmen, kann nichts Böses sein.

Zielvereinbarungsgespräche

In dieser Woche beginnen die Zielvereinbarungsgespräche, in denen das Rektorat mit den Vertreterinnen (m/w) der Fakultäten den Finanz- und Planungsrahmen für das nächste Jahr festlegt. Die Treffen sind auf 3-4 Stunden angelegt und erstrecken sich bis Anfang Dezember.

Zur Vorbereitung ist den Fakultäten Datenmaterial und damit verbundene Fragen zum Studium und zur Stellungnahme zugeleitet worden. In diesem Zusammenhang wird auch die Datenerhebung zur “Wissensbilanz”, welche das Ministerium von den Universitäten fordert, komplettiert.

Die Zielvereinbarungen sind erheblich mehr, als ein Finanzverteilungstreffen. Sie erweisen sich als das wichtigste Steuerungsinstrument, mit dem das Rektorat auf die Gestaltung der Fakultäten Einfluss nimmt. Sie haben unter anderem wesentliche Auswirkungen auf die Lehre.

Nachdem in der letzten Runde dieser Gespräche die Dekane (m/w) eher kurzfristig mit Fragen der Lehrplanung konfrontiert wurden (zwecks Planerfüllung der Bologna-Implementierung), hat man diesmal von vornherein die SPLs mit einbezogen. Sie erhalten die einschlägigen Unterlagen und können ihre Pläne vorlegen. xDCber diesen Kontakt soll auch der Status von eLearning-Projekten an den Fakultäten erhoben werden. In einigen Fällen hinken Studienrichtungen deutlich hinter dem Zeitplan zur Bologna-Umstellung nach. Es ist daran gedacht, diese Defizite in den Zielvereinbarungsgesprächen zu monieren.

Die Anteilnahme der Fakultätsmitglieder an diesen Vorgängen hält sich, soweit ich sehe, in Grenzen. Der Vorgang wird als administrativer Ablauf gesehen, den die Dekanate allenfalls mit Bitten um Stellungnahme zu Einzelfragen in ihrem Bereich kommunizieren. Wer hat schon Zeit und die Befugnis, sich diese Daten/Fragen durchzusehen und zu diskutieren? Eigentlich wäre das eine Agenda der Fakultätskonferenzen, aber man kann sich vorstellen, dass die Dekane (m/w), die ihnen derzeit vorstehen, andere Sorgen haben, als ein Treffen einzuberufen, das ihren sowieso schon gedrängten Arbeitsplan weiter kompliziert.

Es würde freilich zur Kohäsion der Fakultäten beitragen und die Motivation der Wissenschaftlerinnen (m/w) stärken.

Soundcourses

Gestern hörte ich Yochai Benkler auf einem Podcast über die Schönheiten der Wissensakkumulation im Web sprechen. Ich dachte: Ja gut, kenne ich. “Evangelism”. Dann erreichte mich eine Mail. Markus Heinbach hat ein “stream magazine” SoundCourses eingerichtet und offeriert meine gegenwärtige Vorlesung:

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Das kann die Philosophische Audiothek natürlich auch, aber lange nicht so stilvoll. Und mit der Jukebox kann sie es nicht aufnehmen.

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Hier eine kleine Glosse Über Netzwerk und Virtualisierung.

Am Institut für Philosophie ist seit Mitte der 90-er Jahre eine Datenbank eingerichtet, in der Eckwerte des Personals sowie Diplomarbeiten und Dissertationen aufgezeichnet sind. Sie wurde auf einem MacIntosh mit dem Programm Filemaker angelegt und soll im Intranet zugänglich sein. Macs waren immer teurer als PCs und zu diesem Zeitpunkt war die Internetanbindung (vor allem für Server) fehlerhaft. Glücklicherweise gab es Filemaker auch für Windows. Also wurde migriert.

Eine allgemeine Orientierung Über die Verhältnisse gibt dieses “Dossier.

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Prächtig

Das Bild zeigt, so erfahren wir im zugehörigen Text, eine Studentin der Veterinärmedizin. Der Titel der Geschichte: Prächtig trächtig.

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Es handelt sich um die farbenfrohe Verlagsbeilage der Programmzeitschrift FALTER für die letze Woche: “Durst. Seitenweise Studentenfutter”. Kaum hatte ich mich vom umwerfenden Wortwitz der Überschrift erholt, folgte ein weiterer Schock.

Die dritte Spalte bietet ein Inserat der Universitätsbibliothek. Ausschnitte des Textes:

Universitätsbibliothek Wien

Wir tragen messbar zu ihrem Studienerfolg bei.

Kommen Sie zu uns und schulen Sie Ihre persönliche Informationskompetenz!

Optimale Leistungen für die Universität Wien und die interessierte Öffentlichkeit.

Studieren Sie an der Universität Wien! Wir bieten Wissen auf tausenden Quadratmetern.

Alpenparadies

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bringt heute auf der Wirtschaftseite einen Artikel “Alpenparadies mit Schattenseite”.

Österreich geht es gut. Dank seiner starken Verflechtung mit Osteuropa verzeichnet das Land ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum. Daran dürfte auch der Wechsel von einer bürgerlichen Regierung hin zu einer großen Koalition nichts ändern.

Dazu gibt es einen Kasten mit diesem Text:

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Das ist also eine deutsche Qualitätszeitung. “Mozartkugeln, Lipizzaner und Opernball” werden aufgerufen, um sie dem “Nachkriegsschatten” und der “Tradition” zuzuordnen. Das Klischee wird durch “viele andere Namen und Leistungen” konterkariert, die nicht genannt werden und darum ungreifbar bleiben. Aber dafür kommt im nächsten Satz schon das nächste Klischee, diesmal ungebrochen: “Trotz jahrzehntelanger Staatsgläubigkeit durch sozialdemokratisch dominierte Regierungen …” haben die “Austriaken” ihre Wettbewerbsfähigkeit gut verteidigt.

Nun ja, die “Alpen prägen die Landschaft und die Menschen”. Was soll man da noch sagen. Die Donau und die Wiener Telefonbücher (Plural?). Das nennt sich “Land und Leute”. Eine Werbeeinschaltung. Im Haupttext:

Neben seiner attraktiven Steuergesetzgebung punktet Österreich bei Investoren mit seinem vergleichsweise flexiblen Arbeitsmarkt. … Tatsächlich ermöglicht der im Vergleich zu Deutschland lockere Kündigungsschutz dem Arbeitgeber eine begründungsfreie Kündigung. Die Einhaltung von sozialen Prioritäten wie Alter, Betriebszugehörigkeit oder Zahl der zu versorgenden Familienmitglieder ist bei betriebsbedingter Kündigung nicht vorgesehen.

Weitere Zuwanderung gefällig?