aus alt mach neu

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Das Bild stammt aus einem postmodernen Land-Cafe-Restaurant.

Es zelebriert den wirtschaftlichen Aufschwung des Burgenlands vom EU-Förderungsgebiet zu einer Zone wachsenden Reichtums. Wo früher einmal in den Dörfern die abgebröckelten Hausfassaden für pittoreske Ansichten sorgten, herrscht zunehmend Wohlstand. Die ehemaligen desolaten Aussenansichten werden in der Innendekoration zitiert.

Ein erster Schritt sind Wagenräder und Pferde-Utensilien als Dekoration der Hausmauern, die nächste Phase sind Erinnerungen als Elemente der Innenarchitektur. Aufgemalte Schäden im Verputz als eine Art Totenkopf. Memento mori.

Senatssitzung 6.7.2006

In der gestrigen Senatssitzung wurden einige Punkte von allgemeinem Interesse angesprochen.

Die Ergebnisse der Befragung über das erwünschte Profil des nächsten Rektors wird in Kürze auf der Seite des Senates veröffentlicht. Vorschläge für Kandidatinnen (m/w) können an Senatsmitglieder gerichtet werden. Sie fließen in die Vorbereitung ein.

Die nächste Sitzung des Senates wird einen Punkt “xDCberprüfung des Organisationsplans” enthalten. Auch dazu sind Vorschläge erbeten.

Der Frauenförderungsplan der Universität sieht vor, dass die Abwesenheit von Gutachterinnen bzw. Professorinen in Habilitations- und Berufungskommissionen eigens zu begründen ist. Unter Hinweis darauf wurde ein Kommissionsvorschlag zur xDCberarbeitung an eine Fakultät zurückgeschickt.

In der Sitzung zeigte sich ein möglicherweise verbreitetes Missverständnis über das Verfahren solcher Nominierungen. Aus administrativen Gründen werden den Dekaninnen (m/w) “Erhebungsblätter” zur Zusammenfassung der Nominierungen aus den einzelnen “Kurien” vorgelegt. Das bedeutet _nicht_, dass die Dekaninnen (m/w) diese Entscheidungen treffen. Diese Kompetenz liegt bei den einzelnen “Kurien”, die es offiziell nicht gibt. Der Vorsitzende des Senates erinnerte daran, dass ohne eine solche Hilfskonstruktion die Aufgabe des Senates schwerlich zu erfüllen ist.

Der Senat nahm darüber hinaus die “Roadmap 2” zustimmend zur Kenntnis. Sie enthält einen allgemeinen zeitlichen Rahmen für den Bologna-Prozess im nächsten Studienjahr.

unbewußte Zahnschmerzen

Hier ein Beleg für die gestrige Behauptung. Wittgensteins “Diktat für Schlick” als zukunftsweisender philosophischer Text. Der 2. Absatz:

Wenn man eine Fähigkeit einen Zustand nennt, dann ist sie ein Zustand im Sinn der Physiologie oder der Zustand eines Seelenmodells. Die Aussage, daß dieser Zustand besteht, ist eine Hypothese. Der Gegensatz hierzu ist z.B. der Zustand der Zahnschmerzen. (Angenommen, wir wollten den Ausdruck “unbewußte Zahnschmerzen” so gebrauchen: ich habe unbewußte Zahnschmerzen soll heißen: ich habe einen schlechten Zahn, der mich nicht schmerzt. Diese Ausdrucksweise mag für manche Zwecke praktisch sein. Hat man aber damit Zahnschmerzen gleichsam an einem dunklen Ort entdeckt, wo man früher keine vermutet hatte? Wenn man nun zwischen bewußten und unbewußten Zahnschmerzen unterscheidet, und beide Zustände nennt, so hat das Wort “Zustand” in jedem dieser Fälle eine andere Grammatik. Vgl.: sichtbare und unsichtbare Farben.)

Moritz Schlick Gedenken

Vergangenen Donnerstag vor 70 Jahren wurde Moritz Schlick auf der Philosophenstiege der Universität Wien von einem geistig gestörten, eifersüchtigen Schülern erschossen. Dazu gab es eine Gedenkfeier im kleinen Festsaal, inklusive Vorstellung einer Werkausgabe durch das “Institut Wiener Kreis”.

Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass dieser Tod dem Nachruhm Moritz Schlicks nicht schlecht bekommen ist. Ohne die Tragödie wäre er vermutlich ins Exil gezwungen worden und in den Vereinigten Staaten untergekommen. Er gälte als verdienstvoller Wegbereiter, aber der 70. Todestag würde vermutlich nicht feierlich begangen. Vor allem macht dieses Gedankenexperiment deutlich, dass es sich um eine eigenartige Überblendung zweier sehr unterschiedlich angelegter Tragödien handelt. Hier die persönliche Katastrophe, dort der Faschismus und die “Vertreibung der Intelligenz”. Das berührt sich in der Person Schlicks sehr oberflächlich. F. Waismann, sein Assistent, war Jude und Schlick als spiritus rector des Wiener Kreises wurde vom Austrofaschismus beschimpft. Die “tödliche Note” bekommt der Fall aber aus dem Eifersuchtsdrama.

Inhaltlich gab es wenig Anregung. Die Geste des schuldbewussten Übernehmens der Verantwortung für eine philosophiehistorisch wichtige Episode dominierte. (Ausgenommen die ungezierte Einleitung von Max Kothbauer und die Einbeziehung der Wirkungs-(Nicht)geschichte Schlicks in Wien durch Elisabeth Nemeth.)

Hätte ich einen Beitrag leisten müssen, so wäre ich mit Wittgensteins “Diktat für Schlick” aufgetreten. Da fehlen zwar die Reminiszenzen, dafür ist es große Philosophie.

vom: ein Teil von, von einem

Eine kleine Beobachtung vom Wochenende, betreffend die Sprache des Konsumangebotes.

Bekannt sind “ein Schnitzel vom Schwein”, “ein Filet vom Schneebergbeef”. Das sind Fleischstücke, herausgeschnitten aus einem größeren Brocken. Aber was lese ich im Zimmerprospekt?

Unsere Winzerzimmer sind gemütlich mit Vollholzmöbeln vom steirischen Tischler eingerichtet.

Das hieße in alter Sprache “von einem steirischen Tischler eingerichtet”. Das klingt nicht so gut, es gibt in diesem Zimmer leider keinen Marken-Eigennamen. “Wurst vom Schirnhofer” ist einigermaßen normal. So wird also der anonyme Steirertischler hinter der Redewendung versteckt, die in Anwendung auf totes Fleisch ihre Berechtigung hat.

Preisfrage

Aus dem Alltag:

Abschließend bitte ich noch einmal um eine Auskunft, und zwar zu der unterschiedlichen Behandlung von SPL und Vize-SPL in den Curriculararbeitsgruppen.

Welche Begründung soll ich dafür angeben? Mein Vize-SPL nimmt bekanntlich eigenverantwortlich alle xxx Agenden wahr (laut Geschäftseinteilung zu Beginn der Funktionsperiode). Er wird also für die xxx als SPL die Sitzung der C-AG einberufen, vermutlich anschließend als stimmberechtigtes Mitglied den neuen Studienplan mitbestimmen, diesen dann als SPL mit Kommentar weiterleiten und ihn schließlich administrieren. Ich hingegen werde für die xxx als SPL die Sitzung der C-AG einberufen, als beratendes Mitglied an der C-AG teilnehmen, den neuen Studienplan mit Kommentar weiterleiten und ihn dann als SPL administrieren. Welche sachlichen Gründe sprechen für diese Ungleichbehandlung?

Dekane verlautbart

Vergangenen Freitag hat das Rektorat die Namen der bisher bestellten Dekane verlautbart:

http://mitteilungsblatt.univie.ac.at/MTBL02PDF/09.06.2006.pdf

Interessant ist eine Passage, in der darauf hingewiesen wird, dass diesen Dekanen, die ab 1.10. 2006 im Amt sein werden, bereits jetzt einige wichtige Aufgaben zukommen. In einer Stellungnahme an den Senat wird das genauer ausgeführt. Es handelt sich speziell um die Durchführung der Wahlen in die Fakultätskonferenzen, den Vorschlag der SPLs und der Vizedekaninnen (m/w). Dagegen gehört – laut diesem Papier – die Leitung der neuen Fakultätskonferenzen und der Rechenschaftsbericht zu den Agenden der alten Dekaninnen (m/w).

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