Indizienbeweis

Nach unserer gemeinsamen Buchpräsentation fragte mich August Ruhs, ob ich ein Fussballfan sei. Ich war verblüfft. Es musste etwas mit meinem Werk zu tun haben. Aber Platons ungleiche Erben. Bildung und Datenbanken handelt nun wirklich nicht davon.

August Ruhs schmunzelte und zeigte die Belege.

Die Grenzen zwischen Meinen und Wissen sind, was die Praxis betrifft, oft fließend. (Meine ich, oder weiß ich, dass Pasching bei Linz liegt? )

Wer kommt auf Pasching, wenn er nicht die österreichische Bundesliga verfolgt? Und dann, das hatte ich vergessen, der schlagende Beweis.

Ein ehemaliger Trainer der österreichischen Fußballnationalmannschaft sagt in einem Interview über seine Tochter: „Die Michaela hat immerhin einen Doktor-Titel, und der ist mehr wert als alle meine Fußball-Titel zusammen.“ So sieht eine Rangordnung in europäischen Kulturstaaten aus.

Die Website der Zecke

Zum Sommerausklang ein Bericht aus Wald und Flur. Man kann gebisssen werden, dann hilft ein Zeckenlasso.

Ich habe eines in Amsterdam gekauft. Die Gebrauchsanweisung ist auf holländisch verfasst. Teilweise verständlich, doch einige Lücken bleiben.

l.v.m. de weerhakjes draai den pen langzaam een hele slag rond. Trek de teek er verfolgens zonder te rukken rechtstandig uit. Ontsmet de plaats van de teek.

“Trek de teek … zonder te rukken”: den Zeck nicht ruckweise herausziehen. Aber “ontsmet de plaats”? Translate Google!

l.v.m. der Rückseite des Stiftes Fersen langsam drehenden eine volle Umdrehung um. Ziehen Sie die Zecke ist gerade heraus, ohne Kraft zu ziehen. Desinfizieren Sie die Website der Zecke.

Sprachausdrücke sind mehrdeutig und bisweilen ausgesprochen kontextabhängig. Wenn Du am WWW nachfragst, wird jeder “Platz” eine Webseite.

“Ich bin der Geist, der stets verneint.”

Ich würde die Person gerne kennen. Sie verfügt über ein ausgeprägtes Urteilsvermögen und große Originalität. Sie kann sich gegen eine Mehrheit durchsetzen. Leider mag sie mich gar nicht und ist nicht in der Lage gewesen, ihre Kritik während eines halben Jahres irgendwie zu äußern.

Aber es gibt ja die LV-Evaluation am Ende des Semsters. (Eine Idee haben) Das ist eine Gelegenheit für Herr oder Frau 7,1 %. (Das ist der Prozentsatz einer unter 14 abgegebenen Stimmen.)

Es wäre interessant zu wissen, wie die konsistenten Abweichungen zu lesen sind. Die Vorlesung regt eher nicht zum Mitdenken an und wird eher unverständlich, ohne Begeisterung zu vermitteln, vorgetragen. Der Spass ist, dass sämtliche andere Studierenden diese Meinung nicht teilen.

Der Stoff ist dieser 7,1%-Person zu leicht, dennoch ist es eher zu viel. Feedback? Nicht zufriedenstellend.

Und es handelt sich um eine Kritikerin (m/w) mit masochistischen Tendenzen. Sie nimmt an der Veranstaltung teil, obwohl sie weder das Interesse am Studium fördert, noch ihre eigene Beschäftigung mit den Inhalten unterstützt.

Ich muss – für diese Mephisto-Figur – fast alles falsch gemacht haben. Oder ist sie selber am falschen Platz? Vielleicht aber auch am richtigen Platz, nämlich dort, wo sie deutlich ihre Meinung sagen kann. Besser wäre natürlich noch, wenn die Kritik irgendwie nachvollziehbar wäre, sonst sieht sie wie ein Bosheitsakt aus. Nicht auszudenken, wenn die Person zwei Freunde mitnimmt, die auch Fragebogen ausfüllen. Dann wären es schon ein Fünftel der Befragten.

Glücklicherweise – für mich – hat in den Jahren, in denen diese bewertungsähnliche Übung durchgeführt wird, noch niemals jemand mit mir über die Ergebnisse gesprochen.

Wasser und Feuer

Die klassischen Elemente: Erde, Luft, Wasser, Feuer. Sie mischen sich nicht. Ihr Gegensatz bestimmt das gewöhnliche Leben. Auf der Erde kann man nicht fliegen und in der Luft nicht gehen. Allerdings: die Technik kann das ändern.

Steuerbare Bohrer dringen nicht nur tief ins Erdreich vor, sondern wühlen sich auch horizontal ins Gestein. So kann die gashaltige Gesteinsschicht über eine Strecke von mehreren Kilometern durchbohrt werden. Damit das Gas entweichen kann, wird das Gestein durch eine Mischung aus Wasser, Chemikalien und Quarzkügelchen in Tausende Stückchen gesprengt. Die Sprengungen bezeichnet man als “hydraulic fracturing”.

Spiegel online

Das Ergebnis ist eine verkehrte Welt. Aus der Wasserleitung strömt Feuer. Dazu gibt es einen Film:

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Festgefahren

“Eine männerfreie Gesellschaft ist möglich”

Das lese ich auf einem Plakat der Österreichischen Hochschülerschaft. Während einer von Studierenden selbst organisierten Lehrveranstaltung “Informatik und Geschlecht” haben wir darüber diskutiert. Wenn Sprechen Wirklichkeit schafft, praktiziert der Slogan nicht, was er – nach einer kurzen Überlegung – fordert.

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Hintergrundinformation

Eine Veranstaltung Ende des vergangenen Monats widmete sich dem Humanismus, der Ethik und interkulturellen Perspektiven.

Workshops, Vorstellung Forschungsvorhaben in den Arbeitkreisen “Ethik”, “Migration und Menschenrechte”, “Vergleichende Philosophie und humanistische Grundlagenforschung”, “Lateinamerikanische Identität im interkulturellen Diskurs”, Forum für Diplomand/Innen und Dissertant/Innen

Dies war die Ankündigung:

Das “Unterbewusste” dieses Symposium wird sichtbar, wenn man den blauen Hintergrund etwas genauer inspiziert. “Medizinethik” und “Wirtschaftsethik” sind deutlich zu lesen. Vom weissen Text überlagert sind so zentrale ethische Begriffe wie “Humankapital” und, damit es einen Bezug zum Humanismus hat, “Bildung von Humankapital”.

Wie heißt es so schön: “Vor dem Hintergrund meiner Überzeugungen …”.

Über den Wassern …

… ein bisschen quatsch. Bei der Google Bildersuche habe ich heute “first cause” eingegeben. Ich dachte, ich finde eine schöne Skizze dazu für ein Referat. Worauf ich gestoßen bin, ist wohl eine der prägnantesten und trefflichsten Karikaturen zur ersten Ursache, auch wenn das Bild vermutlich nicht dafür erstellt wurde:

Einfach herrlich…

xybernetiz

Critical Inquiry is a n important US-american journal which, in his current edition, contains an article by Lydia H. Liu, entitled: “The Cybernetic Unconscious: Rethinking Lacan, Poe, and French Theory”.

It is well known that the term “cybernetics” derives from the greek expression for steersman. And there is some intellectual capital to be gained if you demonstrate your knowledge of the Greek language. So we get the following explanation:

Unfortunately, the first as well as the last letter are are wrong. It should be “κυβερνητης”. This is an embarrassing faux pas, really. The author (or proof reader) is showing her incompetence in the very act of trying to show off her erudition.

It also is painful for someone noticing the glitch. Should one just disregard it as an unfortunate accident – or should one complain, since classical education matters? Which amounts to boasting about the very same competence the author seems to lack.

Der Schein billiger Überlegenheit

Habe mich vor ein paar Tagen mit Werken und Vorlesungen von Heidegger für die Semesterferien eingedeckt, eigentlich mit dem Ziel, eine kleine Arbeit über die Aristoteles-Interpretation von Heidegger (speziell für das Werk “Peri Hermeneias”) zu beginnen, die sich für das entsprechende Lektüreproseminar verwerten lässt.

Als jemand, der eine vage Vorstellung von der geschichtlichen Entwicklung der Logik bis zu ihrer Operationalisierung in der Informatik hat, ist mir GA 38 “Logik als die Frage nach dem Wesen der Sprache” ins Auge gesprungen. Leider muss man da schon in §1.c.alpha folgendes lesen:

“>A ist B< und >A nicht Nicht-B< können nicht zugleich wahr sein (gilt bis Hegel). Dies ist die Grundregel der Widerspruchslosigkeit.” (GA 38, S.2)

Wenn man die doppelte Negation (in einer klassischen Logik) auflöst kommt als Grundregel der Widerspruchslosigkeit raus: “A ist B” und “A ist B” können nicht zugleich wahr sein.

Hoffentlich war es nur ein Trankriptionsfehler oder ein Fehler von Wilhelm Hallwachs beim Anfertigen der Vorlesungsnachschrift:

“Nur eine lange und schmerzhafte Ablösung bringt uns ins Freie und bereitet vor, die neue Gestalt der Rede mit zu schaffen. Wir sagen uns los von jedem Schein billiger Überlegenheit, die in der Logik nur Formelkram sieht. Wir lernen ernst nehmen die Macht eines Denkens seit langem und dessen schöpferische Überwindung, ohne die ein Wandel unseres Daseins haltlos sein wird.” (GA 38, S.9)