trying to unfuck my system

AMD64 Logo
Image via Wikipedia

Auf einem Rechner, den ich verwalte, läuft Debian lenny auf einer 64-bit Architektur. Der Zentrale Informatikdienst bietet eine backup-Lösung, die ich auch in Anspruch nehme. In Anspruch nahm, denn plötzlich produzierte der Aufruf eine Fehlermeldung. Angeblich wurde das Programm nicht gefunden.

Einige Recherchen ergaben dieses schöne Studienbeispiel für open source Empörung:

ia32-libs transition

Aneurin Price
Mon, 29 Jun 2009 18:12:17 -0700

Hi,

I’ve just spent over an hour writing and rewriting this mail, and determined
that I can’t think of a single constructive thing to say.

So I’ll just ask a couple of questions instead:

Is there any way of preventing this kind of major breakage in the future?
I don’t think many people expect that upgrading one package will FUBAR
the packaging system.

Is there any chance of Wine becoming functional on amd64 in the forseeable future?

Did anyone who isn’t on crack get to see ‘ia32-apt-get.preinst’ and
‘ia32-apt-get.postinst’ before they were perpetrated upon an unsuspecting
populace? Reading them in the process of trying to unfuck my system made me feel more than slightly ill.

-Nye

Die oben genannte Bibliothek ermöglicht es, auf 64-er Rechnern 32-Bit-Software laufen zu lassen und man sieht, was passiert, wenn man ein Spinnennetz mit den bloßen Fingern zu modifizieren sucht. Weitere Beiträge in diesem Umfeld.

Das führte schließlich zu diesem Ergebnis. Eine Fallstudie über Ärger und Kooperation in der offenen Softwareentwicklung.

Für mein backup muss ich einstweilen Notlösungen heranziehen.

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“Wissenswerkbank”

Man nehme einen Beitrag aus der Wikipedia und zerlege ihn in Aussagen über Fakten. Sie sind nach der Creative Commons Lizenz frei verwertbar. Dann ordne man die Fakten in einem farbig kodierten Kreis an. Kreise sind immer gut, wenn es darum geht, umfassendes (eben!) Wissen zu evozieren. Die “factoids” kann man aus dem Kreis nehmen und in ein danebenliegendes Notizbuch übertragen. Das Unternehmen heißt eyePlorer.

vionto GmbH develops knowledge machines. Machines that know. Machines that think. Machines you can interact and communicate with. Our knowledge machines are based on advanced semantic technologies.

Das sieht dann zum Beispiel so aus:

hh-eyeplorer

Mit Suchmaschinen findet man Links und Dokumente – erst dort liegen die Informationen. Mit dem eyePlorer der Firma vionto kann man direkt Fakten finden. Er visualisiert Fakten und Zusammenhänge. Außerdem bietet der eyePlorer die Möglichkeit, interessante Informationen zu sammeln, weiter zu verarbeiten und zu publizieren. Der eyePlorer ist also eine visuelle Wissenswerkbank.

Zum Beispiel der Zusammenhang zwischen Immatrikulation und Betriebsrat, oder zwischen Germanistik und formaler Logik. Die Knoten liegen eng beisammen. Und im Herzen der Sache befindet sich ein weisses Kreuz.

4. Oekonux Konferenz

first-oekonux

Vor einer Woche fand in Machester die 4. Oekonux-Konferenz statt. Die 3. Konferenz hatte ich (zusammen mit Franz Nahrada) 2004 in Wien veranstaltet, also war mein Interessse groß.

“There is probably no other place on this planet where engineers and political people, thinkers and practitioners, scientists and activists come together in such an open and constructive atmosphere,” said Stefan Merten, the main organizer and the founder of the Oekonux Foundation, at the closing session. (Christina Haralanova)

Und die Blogeinträge sind enthusiastisch: Notes from the Fourth Oekonux Conference I von Christian Siefkes. Extraordinary fourth Oekonux conference marks milestone for P2P movement schreibt Michel Bauwens, der Vorstand der Foundation for P2P Alternatives. Die Open Source Ecology von Marcin Jakubowski.

First of all for the Oekonux community itself (really an interlocking of
several inter-related networks, one of them being the P2P Foundation). I
attended the second one in Berlin some years ago, but missed the third in Vienna. An extraordinary maturation has occurred. The speakers, the
participants, the organizers, are no longer just discussing theory or
possibilities, but all are now practicioners, constructing the very world
and the very alternatives they are discussing. We are realizing how much we already know about successful patterns of practice. Oekonux has also
definitely outgrown its historical basis in the free software community, and has now fully embraced the full gamut of peer production, including the recent but very clear move towards peer production in the physical sphere, under the form of open design and open hardware. What is extraordinary is also the diversity: people of all age groups, a sizeable condition of the gender that is usually not very well represented in the FOSS community, people from all kind of career backgrounds and domains of practice, including a new breed of academics. It is altogether rare to find such a natural ‘interdisciplinary’ mix.

Tut mir leid, mir hat das nicht so gut gefallen.

  • Stefan Mertens Eröffnungsrede, die nur die alten Schlagworte wiederholte: “the dawning of a new age”. Und dazu Barack Obama bemühte: “Yes we can!”
  • Smári McCarthy, der die Deregulierung so weit treiben will, dass Kinder (verschiedener Altersstufen) wahlberechtigt sind.
  • Raoul Victor, ein überaus freundlicher Kollege, der träumerisch die Entmenschlichung durch die Geldwirtschaft und deren Verschwinden in einer Welt der peer production verkündete.
  • Und schließlich die Simultanconference am Ende, als drei Teilnehmer es sich nicht nehmen ließen, mehr oder weniger gleichzeitig ihre unterschiedlichen Ideen zu verkünden und auf die Tafel zu schreiben.
  • Diese Mischung aus ständiger Wiederkehr des Gleichen und in kurzer Zeit verpuffender Spontaneität ist nichts mehr für mich.

welcomeurope

Das war nicht eine der üblichen Gewinn-Nachrichten oder Aufforderungen zur Beteiligung an großangelegten Finanztransaktionen, obwohl es sprachliche Anklänge gab. “Wir wenden uns an Sie, weil Sie eine wichtige Funktion im Europäischen Forschungsraum ausüben”. Eine französische Firma schrieb mir und bot Kurse zur erfolgreichen Antragsstellung für das 7. Rahmenprogramm der EU an.

Wenn man das Katalogbild direkt von der Website kopieren will, erhält man die freundliche Aufforderung, wegen einer Lizenzvereinbarung mit der Firma in Kontakt zu treten. Wenn man den Reiter “Bildung” wählt, startet ein unsäglicher Videoclip, den ich mir hier zu reproduzieren versage. Wenn man die Sätze des Briefes genau liest, zeigt sich, dass die Herrschaften einen Einführungskurs in Englisch brauchen könnten.

catalogue

Dear Herbert HRACHOVEC ,

Regarding your current position in your organisation Universität Wien, we think this information might be of interest for you.

Welcomeurope, specialist of European Funding and projects management, has identified you as a major actor of the Research and Innovation with the European level.

To entrance your skills within the 7th framework programme of Research and development (7th FP). Welcomeurope proposes 2 modules:

“Project preparation and proposal writing within the 7th framework programme (FP7)” 2nd April 2009 in Brussels,

“Managing research projects financed within the 7th framework programme (FP7)” 3rd April 2009 in Brussels.

Das ist alles sehr verständlich. In der Planung der PhD-Programme ist immer wieder die Rede davon, dass auch die sachgerechte Antragstellung gelehrt werden soll. Mit dem vielen Geld, das die EU zur Verfügung stellt, muss korrekt umgegangen werden und das kompliziert die Sache eben erheblich.

Dennoch gibt es eine ziemlich dunkle Seite. Langsam schleicht sich in Berufungskommissionen die Bereitschaft ein, das Requirieren von Projekten als fachliche Qualifikation anzuerkennen. Das ist eine Art masochistische Auslagerung der Fachexpertise an (teilweise) außer-akademische Akteure. Wer sich die besten Antrags-Designer leisten kann, reussiert. Die Universität richtet sich danach, welche Vorhaben extern Geld bringen. Vorsicht.

Vortrag: Wie man wissenschaftliche Qualität beurteilen kann

Heute, 07. Jänner 2009, 19:00 Uhr, HS 3D im NIG findet ein Vortrag von Falk Reckling, dem Leiter der Sozial-&Geisteswissenschaftlichen Abteilung des FWF (Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung) statt, in der er – so kündigt der Titel des Vortrags zumindest an – über Qualitätsmaßstäbe für wissenschaftliche Arbeiten spricht.

Google sagt mir, dass Dr. Reckling etwas für die Open Access-Initiative übrig hat (ORF-Beitrag), in einfachen Worten: Forschung, die von öffentlicher Hand bezahlt wird, soll auch der Öffentlichkeit zugänglich sein.

  • Liste von Open Access Zeitschriften (geordnet nach Fachbereichen)
  • OAI-Suchmaschine (OAI: Open Archive Initiative) OAIster (Diese Art von Suchmaschinen vernetzen die verschiedenen OAI-Repositories basierend auf dem OAI-PMH-Standard, der dafür sorgt, dass die Metadaten der einzelnen Artikel bei allen OAI-Repositories maschinenverarbeitbar sind)
  • SCIRUS (sucht auf “480 million science-specific Web pages”, also nicht nur auf OpenArchive-Repositories)
  • Open Access-Informationsplattform (viele Links, gute Erklärungen)

Mal sehen, vielleicht initiiere ich einen Live-Blog oder berichte nachher über interessante Punkte – sofern erkennbar.

UPDATE:

Das Publikum war relativ schmal, wahrscheinlich wegen dem neuen Jahr ( ca. 20 Leute inklusive Vortragender,UniversitätsmitarbeiterInnen und OrganisateurInnen); ich habe ca. 5 studierende erkennen können.

Der wichtigste Satz kam eigentlich schon am Anfang: Die Qualität der Wissenschaftlichen Arbeit muss nach Verfahren erfolgen, die nachvollziehbar, transparent und schwer manipulierbar sind. (Ich vermute, dass die Nachvollziehbarkeit & Transparenz mit Manipulierbarkeit kontrahiert -> hohe Transparenz über das Auswahlverfahren -> steigende Möglichkeit, das Verfahren zu manipulieren).

Warum man überhaupt Leistung in der Forschung messen will, wurde folgendermaßen begründet:

  • Man kann etwas zur Rechtfertigung angeben, wie man öffentliche Mittel verwendet (Ich denke, wenn die Publikationsstrukturen einfacher wären, könnten sich Geldgeber als auch Steuerzahler als auch die Forschercommunity selbst ein Bild von den Publikationen machen; viele Augen sehen manchmal besser als eine Zahl)
  • Selektion, um Lobbyismus und nicht-wissenschaftliche Kriterien auszuschließen
  • Orientierungsmöglichkeit für Studenten, Forscherinnen und Geldgeber (man kann nicht alle Publikationen lesen)
  • Wettbewerb (Leistungsmotivierendes Umfeld)
  • Reputation und Mittelvergabe für kompetente Forscher

Danach kam eine Vorstellung der üblichen Verfahren, die man im Wissenschaftsbetrieb zur Beurteilung der Qualität von Publikationen normalerweise anwendet:

  • Peer Review
  • Metriken, speziell Bibliometrie (citation index)
  • informed Peer Review (Die quantiativen Merkmale werden von Experten gewichtet)

Der Vortragende stellt fest (und folgt damit der Empfehlung des deutschen Wissenschaftsrates 2007), dass so etwas wie der citation index zur Zeit in den Sozial-&Geisteswissenschaften nicht machbar ist, dass er aber den Angehörigen dieser Diziplin empfehlen würde, über eine Adaptierung selbständig nachzudenken. “Wenn die Geisteswissenschaftten das nicht selbst tun, dann wird es für sie gemacht” – und das könne negativ für alle Beteiligten sein.

Auch die Gefahren von Leistungsfeststellungen wurden erwähnt:

  • zu viele Evaluationen -> zu hoher Aufwand in Relation zum Nutzen
  • Verabsolutierung von quantitativen Faktoren (manche medizinische Zeitschriften geben den impact factors bis auf die vierte Kommastelle genau an)
  • “dirigistische Eingriffe in den Forschungsalltag”, was die Forschungsfreiräume einengt
  • Strategiefallen: extensive Ausrichtung der Wissenschaftlerinnen an den Evaluationskriterien

In der Diskussion wurde das Argument vorgebraccht, dass die quantitativen Maßstäbe nur für den Mittelmaß gelten würden. Für Genies und die, die ganz unten sind, würden sie keinen Nutzen haben, was der Vortragende auch bestätigte.

Also an sich ein solider Vortrag – nur leider ohne neuer Vorschlage und mit – sogar für mich – altbekannten Diskussionen über die Sinnhaftigkeit von citation Index und impact factors in den Sozial- und Geisteswissenschaften oder in den Wissenschaften generell. Wie in sehr vielen Bereichen wächst die Komplexität der Probleme, die wir zu bewältigen haben; man sucht Kriterien, und manchmal Algorithmen, mit denen man einerseits alle wichtigen Faktoren berücksichtigen kann und andererseits für die Überprüfung nicht das ganze Leben lang braucht. Das ist verständlich. Die Frage ist, wenn die Algorithmen zu exakt definiert sind, werden viele Forscher nicht zögern, ihre Publikationen auf diese Kritierien auszurichten und dann kommt es wohl sehr schnell zu der Situation, in der zwar die Kriterien eine gute Leistung indizieren würden, man beim Lesen aber einen anderen Eindruck bekommt – wenn man nicht bereits von den Kennzahlen hypnotisiert ist. Die Frage ist, ob es bei dieser Masse an Publikationen ohne Kennzahlen geht und wenn ja, wie sieht die Alternative aus? “Back to the roots” – das wird ohne Zusatzüberlegungen nicht gehen.

Was mir gefehlt hat war die Frage, wie sich die Bewertungsmodelle und auch die Publikationssituation als Ganzes verändern kann und wird angesichts des Open-Access-Ansatzes und der elektronischen Erschließung der Inhalte (Metadaten, Tags, …).

Für mich zeigt die Sokal-Affäre einerseits, und der Vorfall bei der CSSE08 andererseits (es gibt ja noch mehrere ähnliche Beispiele), dass nicht allein die Geisteswissenschaften über ihre Qualitätsmaßstäbe nachdenken müssen. Mein Plädoyier für einen einfacheren Zugang zu den Publikationen (durch Internettechnologien) ist auch keine Garantie für höhere Qualität, jedoch kann ich mir schon vorstellen, dass der länderübergreifende Community-Effekt positive Auswirkungen hat. Er könnte zumindest dazu führen, dass die Arbeiten so geschrieben werden, dass sie nicht nur Expertinnen verstehen (manchmal lässt sich das nicht vermeiden, aber tendenziell könnten übermäßige Spezialisierungen – wo man gar nicht mehr weiß, wie man das verstehen soll – vermieden werden). Die themenbezogene Gesprächskultur in den Wissenschaften (und der Dialog mit der Öffentlichkeit) könnte zunehmen und die Bemühungen um die kleinste publizierbare Einheit unwichtiger werden lassen. Soweit zur Vision.

Vom Konsument zum Teilnehmer. Eine neue Ökonomie?

Wolf Lindstrot gab ein interessantes Resümee der Ars Electronica in Linz bei netzpolitik.org. Die Indizien für einen gesellschaftlichen Umschwung mehren sich, insofern man immer öfters Forderungen, Versuche und Beiträge findet, die zum Thema haben, interaktivere, dynamischere Strukturen auf der Basis von Vernetzung zu realisieren und dadurch Kooperation mit den Teilnehmern erschließbar machen soll.

Auf YouTube werden Videos und Audios auf kreative Weise modifiziert, gemixed und parodiert (man spricht von der ReMix-Kultur). Was von einem wütenden Aufschäumen, Verklagen und Verfolgen, zu hohen Verlusten und Resignation der Film-&Musikindustrie geführt hat, mündet jetzt langsam in eine Gesprächsbereitschaft über die neuen Systeme. Man sieht sich nach alternativen Geschäftsmodellen sowie rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen um, die die kreativen Tätigkeiten von jenen Leuten, die vormals von den Unternehmen als passive Konsumenten eingestuft wurden, als Produzenten und Teilnehmer ernst nimmt und in die Infrastruktur miteinschließt.

Die „junge Generation“ will nicht mehr nur passiv konsumieren, sondern partizipieren, sich selbst ausdrücken, Vorgefundenes remixen und die Ergebnisse mit anderen teilen. Und die kritische Masse ist erreicht: Produktion und Vertrieb von kulturellen und wissenschaftlichen Erzeugnissen sind durch die Entwicklung der Technik und der Vernetzung so einfach geworden, dass die alte Spaltung in wenige professionelle Medien- und Kultur- ArbeiterInnen einerseits und die große, konsumierende Masse andererseits aufgehoben ist. Wir leben in einer Wissensgesellschaft, die eine Ökonomie des Teilens braucht, um des kulturellen, wissenschaftlichen und ökonomischen Fortschritts willens. Deshalb müssen, nachdem die Praxis im Internet Fakten geschaffen hat, endlich Wirtschaft, Politik und Gesetzgebung angepasst werden.

Auf der anderen Seite hat man gar keine Freude damit, wenn irgendjemand oder irgendetwas (z.B.: ein Algorithmus zur Erschließung der Inhalte für personalisierte Werbung) mit seinen IP-Adressen, Geburtsdaten, Kontonummern oder E-Mail-Inhalten herumpanscht (“Data-Mining”, Handel, etc.). Über diese Art von Eigentum will man dann (verständlicherweise?) doch noch seine eigene Verfügungsgewalt haben.

Zwei der großen Themengebiete, die die Online-Community beschäftigt: Geistiges Eigentum und Datenschutz. Geistiges Eigentum abschaffen und Datenschutz-Rechte forcieren? Diese Rechnung wird meiner Meinung nach ohne Kompromisse nicht aufgehen. Wenn man teilen will, wird man auch etwas von sich verraten (müssen). Im Netz ist es zwar immer möglich, seine Identität zu verschleiern, doch der durchschnittliche User achtet nicht darauf. Im Gegenteil: Manchmal schätzt er es sogar, wenn Amazon die richtigen Bücher für einen vorschlägt oder Google hiesige Reisebüros für deinen Urlaub parat hat, den du soeben deinen Freunden jubelnd per GMail verkündet hast.

Politik und Vernetzung

Angesichts der in Österreich bevorstehenden Nationalratswahlen im September ist bei mir die Frage aufgetaucht, warum man eigentlich noch nicht auf die Idee gekommen ist, die neuen Vernetzungsmöglichkeiten des Internet politisch zu nutzen; zum Beispiel für Wahlen, zur Entscheidungsfindung, zur Transparenz von Regierungsbeschlüssen, zur Feinabstimmung (oder radikalen Verwerfung) von Parteiprogrammen, zum Dialog mit den Repräsentanten, u.v.m.

Ich habe deswegen eine kleine Google-Rundfahrt unternommen und bin dabei auf einige nette Sehenswürdigkeiten gestoßen, die durch die Schlagworte “Politik 2.0”, “e-Democracy”, “e-Partizipation”, usw. bezeichnet werden. Die Links habe ich hier deponiert. In diesem Artikel möchte ich nur auf eine dieser Sehenswürdigkeiten zu sprechen kommen, die direkt mit dem engen Kontext, in dem mir die Ausgangsfrage gekommen ist, zusammenhängen:

PARTEI3: Für die kommende NR-Wahl in Österreich wurde von Anonymen Benutzern (mutmaßlich Studenten) eine Initiative “Partei3” gegründet, die den Anspruch hat 1000 Mitglieder und 2000 Unterstützungserklärungen zu sammeln, um mitregieren zu können. Das zunächst Provokante: Die Partei3 hat weder Themen noch Wahlprogramm. Sie ist eine Art Leerstelle, die von den Mitgliedern (mit mindestens 10 EUR ist man dabei) mit Inhalten gefüllt werden kann. Dadurch kann jeder (mit Internetzugang und 10 EUR) (s)einen virtuellen Draht zur Politik verwirklichen, Projekte vorschlagen, sich selbst als Spitzenkandidat aufstellen lassen, kurz: Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Österreich haben können (wenn man das unter Politik verstehen will). Partei3 versteht sich als “basisdemokratische” Bewegung – hört man zwar gerne, braucht aber meiner Ansicht nach konkrete Umsetzungsvorschläge, um auf breiter Front akzeptiert zu werden. Dass so etwas – virtuell und wie Weber-Wulff in Hyperkult17 andeutet, auch mit Problemen – funktioniert, zeigt die Organisation von Wikipedia.

Zurück zu Partei3: Was nach einer netten, basisdemokratischen Idee erscheint, könnte sich bei genauerer Betrachtung als zu wenig ausgereift herausstellen. Innerhalb von 60 Tagen (und ohne große Vorbereitungen) soll eine Partei entstehen, die zunächst einmal für “nichts” steht außer dass sie die fixe Vorstellung hat, entweder einer Koalition mit Rot-Grün oder mit Schwarz-Grün als dritte Regierungspartei beizutreten (daher rührt wohl der Name “Partei3”). Außerdem ist fragwürdig, ob durch das Beantworten von vorgegebenen Fragen tatsächlich von Entscheidung gesprochen werden kann. Ein durchdachteres Entscheidungsfindungskonzept, das auf die Eigenheiten der Politik Rücksicht nimmt und das sowohl von Software-Architekten, Designern, Juristen, Politikwissenschaftlern und nicht zuletzt: Philosophen beleuchtet wird, wäre als Experiment (das bei Erfolg skalierbar wäre) reizvoller.

In einem der Kommentare auf der Homepage heißt es: “Wir sind am richtigen Weg, oder die Wege entstehen im Gehen “. Dem kann ich zustimmen. Eine einfache Idee kann schrittweise ausgebaut werden (ein Beispiel dazu: AbgeordnetenWatch.de). Doch ein Bedenken muss ich anbringen: Will man Wege im Gehen entstehen lassen, kommt man sehr bald zu dem Begriff “Trampelpfad”. Um zu vermeiden, dass allein die Anzahl der abgegebenen Stimmen die Entscheidungen bestimmen, ist es notwendig, die im Netz entstandenen neuen Kommunikationsformen (Wiki, Blog, Content-Management-Systeme, SocialNetwork-Analysemethoden,Mischformen davon) sinnvoll zu benutzen. Dann nämlich können Argumente durch Überlegung und Erfahrung geprüft, kommentiert, vernetzt werden. Durch gezieltes Einsetzen der Webtechnologien wird ein Überblick & eine Anylse der verschiedenen Standpunkte möglich, und auch das kann noch unverzüglich kommentiert, angezweifelt, kritisiert werden, wodurch schlussendlich so etwas wie eine Ideenevolution sichtbar und nachvollziehbar wird. Nur durch Votings kommen diese Vorzüge des Virtuellen nicht voll zum Tragen.

Es wird sich zeigen, wieweit die öffentliche Kommunikation im Cyberspace gehen wird und welche Ausmaße sie annimmt. Bis dahin nehme ich mir vor, Nutzen und Nachteil aktueller und möglicher Entwicklungen in diesem Kontext (aber nicht nur auf Politik bezogen) zu studieren, denn oft kann eine scheinbar “gute” Intention grausame Früchte treiben.

Blogoblogie

Zu den Phasen eines sich entwickelnden Blogs gehört offenbar auch eine, in der über den Blog geblogt wird. Zu dieser Phase möchte ich als Neueinsteiger mit folgenden Beobachtungen beitragen:
– der ursprünglich persönliche Blog des Herausgebers wurde einer Benutzergruppe für eigene Beiträge geöffnet, Kommentare durch Andere sind allerdings weiterhin nicht vorgesehen (also kein Forum-Charakter)
– Zielgruppe ist offenbar die Benutzergruppe selbst
– die Benutzergruppe besteht derzeit ausschließlich aus Philosphen (bzw. solchen, die es werden wollen)
– die Themen kreisen, den Interessen des Herausgebers bzw. bisherigen Alleinautors entsprechend, um (Medien-) Philosophie und Hochschulpolitik.
– Zum Thema Medienphilosophie gehört auch die Blogoblogie

google Effekt

Im Anschluss an ein Workshop “Wahrheit” in Zeiten des Wissens, in dem ich die Publikationsdatenbank des Institutes für Philosphie erwähnte, ist mir erstmals aufgefallen, dass die Zitationskultur der traditionellen Wissenschaften eigentlich auf dasselbe hinausläuft, wie der google Algorithmus, der die häufigsten Verlinkungen an die Spitze der Suchergebnisse befördert.

Am prominentesten ist, wer am häufigsten zitiert wird. Daraus ergibt sich eine völlig banale und – zumindest im Moment – erfolgversprechende Konsequenz. Analog zu “Linkfarmen” könnte ein Universitätsinstitut die eigene Bedeutung hochtreiben, wenn die Angehörigen einander öfters zitieren.

Das wäre noch nichteinmal verwerflich, denn die Bereitschaft, die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen zur Kenntnis zu nehmen, kann nichts Böses sein.