Warum wir im Protest studieren.

Warum studierst du?

Es gibt unterschiedliche Antworten, die man als Studierender darauf geben kann. Die meisten schließen sich nicht gegenseitig aus; oft muss man aber für sich selbst Prioritäten setzen, da man nur begrenzte Zeit zur Verfügung hat.

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Mit den Protesten haben wir uns Zeit genommen, über Form und Bedingungen nachzudenken, unter denen wir studieren und studieren wollen – und stetig ergeben sich neue Aspekte. Es folgen ein paar Gedanken darüber, welche Debatte man dadurch induzieren könnte und in welcher Form sie sich bereits jetzt abzeichnet. Daraus ergibt sich, warum dieser Protest keine Blockade sondern ein integraler Teil des Studiums ist.  (= Gedanken zum bundesweiten Aktionstag und eine Replik auf “Studieren statt Blockieren”) Read more

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“11-14:00: Lernzeit nach dem Motto: Lernen und Protestieren. Anwesenheit genügt! In dieser Zeit möchten wir euch Raum und Ruhe geben um zu Lernen.”

Die beiden wichtigen Adressen: Unsereuni und Unsereuni Wiki.

Hier zwei philosophischer Ausläufer: Diskussion Philo Wiki und das Arbeitswiki am Institut für Philosophie

Tondokument: Herbert Hrachovec, Stellungnahme im Audimax der Universität Wien, am 31.10.2009.

Pro-Test

Pro-Test
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Jetzt kann ich auch einmal einen Studentenprotest erleben. Ich hab mir einige Seiten dazu angehört und es gibt ein breites Spektrum an Reaktionen dazu, aber alle sind sich einig: Die aktuelle Situation ist in einigen Studien unzumutbar und etwas muss sich ändern. Der Protest ist die konkrete Manifestation dieser Aussage – und allein aus diesem Grund berechtigt. Es gibt Leidtragende und diese gehen (neben anderen Berufsprotestlern), um die Akademie der Bildenden Künte und auch das Audimax zu besetzen.

Das Thema kommt in die Öffentlichkeit und fordert die Menschen (und wichtige Entscheidungsträger) auf, etwas dazu zu sagen. Ob das Gesagte die Debatte um Bildung und die Situationen in den “Massenstudien” weiterbringt, muss getestet werden.

Es scheint, dass die Situation an der Akademie von der an der Hauptuni verschieden ist. In der Akademie kämpft man (Studierende und Lehrende) gegen die Einführung der Bachelor-und Masterstruktur; im Audimax wehren sich Studierende eher gegen die schlechte Studiensituation und die UG-Novelle.

Wenn man die Kommunikation über Twitter mitverfolgt, dann liest man eigentlich keine Themen heraus, sondern ganz unmittelbare praktische Probleme und Infos, die beim Protestieren entstehen (Dokumentation der Lage – Wir sind im Fernsehen – Wer hat ein iPhone-Ladegerät – Wo gibt es was zu essen – wann ist das nächste plenum? wie geht es weiter? – …).

Wie es bei Basisgruppen üblich ist, muss man sich kontinuierlich um die Kommunikationsstruktur kümmern, muss laufend diskutieren, wer was wie entscheiden darf und das führt manchmal dazu, dass die konkreten Inhalte verloren gehen. Es geht ja schließlich um zentrale Fragen:

1 Wie charakterisiert sich der IST-stand, den wir verändern wollen?
2 Wo wollen wir hin? In welchem Zustand lässt es sich studieren?
3 Was sind konkrete Forderungen und Maßnahmen, die wir sehen, um von 1 zu 2 zu kommen?

Es sollten Diskussionsveranstaltungen organisiert werden, wo Studierende, Lehrende, Interessierte und Entscheidungsträger aufgefordert sind, sich zu fragen, welche Rolle Studieren in der Gesellschaft spielt:

* Wenn es nur darum geht, Personen zu produzieren, die von Unternehmen nachgefragt werden, dann wird man tatsächlich die Zahl der Studierenden bei weniger nachgefragten Studien kürzen müsseen.

* Sollen Personen zusätzlich und mit Überschneidungen zu den Kompetenzen, die für den Lebensunterhalt notwendig sind, ihren persönlichen Begabungen und Interessen nachgehen können? Dann müssen ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit das in einem sinnvollen Rahmen möglich ist.

Wir sind im universitären Kontext einfach nicht in einer Situation, wo ökonomische Aspekte (Kosten/Nutzen)gar keine Rolle spielen. Es gibt begrenzte finanzielle Mittel und die müssen sinnvoll verwendet werden. Und dann muss man natürlich fragen, was sinnvoll ist. Dafür brauchen wir intensive Diskussionen, denen umfrangreiche Kenntnisse der finanziellen Lage und der Gestaltungsrahmen, die jede Ebene (Studierende, Lehrende, Senat, Rektorat, nationale Regierung, Europäische Politik, Interntationale Politik) hat. Der Protest ist erst ein Schrei, noch kein Argument.

Wer will, dass er ein Argument wird, muss die protestierenden Kräfte mit Information füttern. Und hier sind nicht nur die Protestierenden gefordert, sondern alle, denen die Situation an den Unis wichtig ist (inklusive Rektor, Studienvertretungen, Wissenschaftsminister, …) oder aufgrund ihrer Position wichtig sein MUSS.

fehlende Bilder

Abadia de Fontenay
Image via Wikipedia

Die ehemalige Zisterzienserabtei Fontenay ist die zweitgrößte Touristenattraktion Burgunds. Sie liegt, wie bei den Zisterziensern üblich, in einem separaten Tal, in schöner Einsamkeit, an einem kleinen Flüsschen. Ein perfekter Rasen begrüßt die Besucher. In einem großen Nutzgebäude befindet sich ein riesiger, wassergetriebener Schmiedehammer, der durch ein EU-Projekt unter Beteiligung mehrerer technischer Schulen rekonstruiert wurde.

Die Sehenswürdigkeit des Bauwerks hat selbst eine Geschichte. Was derzeit mit 3 Sternen ausgestattet in allen Reiseführens figuriert, war Ende des 19. Jahrhunderts eine Industrieruine. Die Französische Revolution beendete den Klosterbetrieb. Und dann:

Vente de Fontenay par les révolutionnaires. L’Abbaye est transformée en papeterie par le premier acheteur, M. Hugot.

Logisch: Zur Papierproduktion brauchte man große Gebäude und fließendes Wasser.

Zahlreich sind die Bilder, die man im Netz, bereitgestellt durch Fremdenverkehrsagenturen und Urlaubsknipserinnen, von der Abtei sieht. Kein einziges Bild zeigt die ehemalige Papierfabrik. (Im Bookshop kann man eines finden.) Auch die illustrierte Geschichte der Abtei läßt diesen Zustand aus.

An der Rückseite des Bilderüberschusses, der sich im Internet beobachten läßt, vermehren sich auch die Lücken, die in keiner Urlaubsreise geschlossen werden können.

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“Success” für Alle?

(10:00)
Gerade findet die Karriere-Messe Uni Success statt. Während sich einige um ein Gratis-Bewerbungsfoto/Frühstück anstellten oder sich mit den Leuten am Messestand unterhielten, nutzten andere den Kontext, um “den Widerstand zu organisieren”. Und zwar gegen die UG2002-Novelle.

Die Kritik – wie ich dem Flyer entnehme – richtete sich vor allem gegen:

  • Zugangsbeschränkungen für Master- und PhD-Studien
  • Studieneingangsphasen, die den Studienbeginn erschweren
  • Unterfinanzierung der Unis, zu wenig Geld für Stipendien- und Familienbeihilfe
  • die Ausschreibung des Rektorsposten vom Universitätsrat statt wie bisher vom Senat

Schlachtrufe wie Wessen Uni? Unsre Uni! oder Master für Alle – und zwar umsonst hallten aus den Megaphonen – durch die Aula und den Arkadenhof. Trillerpfeifen. Emotionen. Die Polizei begleitete die um den Arkadenhof wandernde Gruppe, während andere Studierende die Lage beobachteten und die Flyer lasen.

Das hat den Ablauf der Eröffnung stark erschüttert. Angekündigt war eine 15-minütige Eröffnung mit Wissenschaftsminister, Rektor und Uni-Port-Geschäftsführer, die genauso wie die angekündigte Diskussion “Wie verändert Online-Kommunikation unsere Welt?” entfielen.

Eine Szene, die ich beobachtet habe: Drei der Demonstranten (m/w) mussten von den Veranstaltern gehindert werden, Broschüre-Ständer mitzunehmen. Sie erklärten ihr Verhalten in etwa mit: Wir haben aber dafür bezahlt.

(12:00) Mittlerweile hat sich die Demo aufgelöst. Bewertungen überlasse ich den Kommentatorinnenen (m/w).

Lehrqualität: Basel ruft Wien

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Vergangene Woche fand an der Universität Wien eine Tagung zur Qualität von Studienprogrammen statt. Dazu eine kleine Vignette.

Eingeladen war u.a. Frau Susanne Schmetkamp vom Philosophisches Seminar der Universität Basel. Sie stellte dar, wie sorgfältig die Studierenden in Basel in die Philosophie eingeführt werden. Die Homepage beschreibt es so:

Zum Grundstudium in den ersten beiden Studienjahren gehören drei tutoriengestützte obligatorische Grundkurse: der Grundkurs Theoretische Philosophie, der Grundkurs Praktische Philosophie und der Grundkurs Logische Propädeutik. Diese Veranstaltungen werden jährlich angeboten. An den begleitenden Tutorien nehmen maximal 12 Studierende teil.

Soweit, so gut. Die Sache hat aber noch einen anderen Aspekt. Die Chefin Frau Schmetkamps war eine der Wissenschafterinnen, die vergangenen Herbst unsere Fakultät evaluierten. In ihrem Bericht regte sie diese Art von Tutorien an. Dazu muss man allerdings wissen, dass an der Universität Basel etwa ein Zehntel soviel Personen Philosophie studieren, wie in Wien.

Es ist ein amüsanter Zusammenhang. Die internationale Qualität verlangt, dass wir aus dem Ausland evaluiert werden. Von dort kommen Philosophinnen aus komplett verschiedenen Kontexten. Sie beurteilen uns nach ihren mitgebrachten Kriterien, die wir nicht erfüllen können, weil das Finanzwesen in einen Lachkrampf ausbricht, wenn wir die Mittel dazu fordern.

We want to hear your opinion

Als Teil des gesamteuropäischen Initiative EURAXESS – Researchers in Motion (http://ec.europa.eu/euraxess/) bietet das österreichische Netzwerk umfassende Informationen für Forscher/innen und Wissenschafter/innen aus dem In- und Ausland. Ansprechpartner/innen des Netzwerkes sind am österreichischen Forschermobilitätsportal, dem “Researcher’s Mobility Portal Austria” (www.euraxess.at), zu finden. Im Rahmen dieser Informationsplattform können mobile Forschende aller Alters- und Karrierestufen (Studierende, Nachwuchsforschende, erfahrene Forschende) zusätzlich Informationen über rechtliche, kulturelle und administrative Belange sowie Informationen zur Forschungslandschaft von 30 anderen europäischen Ländern finden.

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Es ist doch schön, wenn man gehört wird:

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Sprungbrett im Abseits?

Uniport ist das Karriereservice der Universität Wien, dessen Zielgruppe sich aus Studierenden und Unternehmen zusammensetzt:

  • Studierende und Absolventinnen (der Universität Wien) können sich registrieren und ein eigenes Profil erstellen, in der sie für Unternehmen relevante Informationen über sich zur Verfügung stellen. Außerdem haben sie Zugriff auf Stellenangebote. Man klassifiziert die studentische Zielgruppe als Zielflieger und das Service als Sprungbrett von der Uni in den Beruf.
  • Auf der anderen Seite können Unternehmen dem Service eine kostenpflichtige Anfrage stellen (Recruiting), in der sie nach Personen mit einem bestimmten Profil suchen.

Ich war heute mit sechs anderen Studierenden bei einem Workshop, in der der Geschäftsführer von Uniport eingeladen hat, Vorschläge zur Verbesserung der Kommunikation nach außen zu den Studierenden einzubringen, um das Service attraktiver zu machen (Erhöhung der Zugriffszahlen, der Anzahl der Registrierungen, der ausgefüllten Profile und der Teilnahmezahlen an den – teils kostenpflichtigen – Veranstaltungen). Eine spannende Diskussion mit einer skurrilen Erkenntnis. Read more

Platon buchstäblich

Platons Ideenlehre ist ein großer Brocken. Hilfreich sind kleine Ableger, wie die folgende Bemerkung aus dem Staat, 402a. Sie zeigt, wie selbstverständlich diese philosophische Doktrin in gewisser Weise ist.

Gerade also, bemerkte ich, wie wir mit der Schrift damals genügend bekannt waren, als wir die wenigen Buchstaben in allem, worin sie vorkommen, zu erkennen wußten und weder in Kleinem noch in Großem sie mißachteten, als brauchte man sie nicht zu bemerken, sondern überall uns bemühten, sie zu unterscheiden, weil wir nicht eher Schriftkundige wären, bis wir uns auf dieser Stufe befänden.

Buchstaben können sehr verschieden aussehen. Eine Schrift hat man erst verstanden, wenn man die einzelnen Wahrnehmungen auf die jeweiligen Buchstabentypen bezieht. Sie sind die “Ideen”, welche der Wahrnehmungswelt vorausgehen, sofern sie nachvollziehbare Mitteilungen enthält.

Also auch die Bilder von Schriftzeichen, wenn sie uns etwa im Wasser oder in einem Spiegel sichtbar würden, werden wir nicht eher kennen, bis wir sie selbst kennen …

urbangrafitty

(Jazza, stock.xchng)