Obatzter, Version 0.2

Erstmal: Danke für den “Bologna – Wien” Eintrag!

Ein paar Kleinigkeiten aus der Sitzung am 2. Mai:

– Interesse war groß, Saal so voll, dass über einen Zweittermin nachgedacht wurde.

– Begeisterung war gering: “as is” wurden kaum Vorteile gesehen.

– Das “Seminararbeitsproblem” (dass die Dinger gaaanz wenige Wochen nach Ende der Vorlesungszeit fertig und korrigiert worden sein müssen): mehrere Lösungsversuche wurden vorgeschlagen, davon vielleicht am Interessantesten: Ein Modul aus mehreren Veranstaltungen zu machen, dessen Abschlussnote allein aufgrund einer Seminararbeit gebildet wird, deren Abfassung von der Studienordnung für das auf die Zugehörigen Vorlesungen und Seminare folgende Semester vorgesehen wird. Das würde auch das Problem lösen stets einen Zweiten Prüfer herbei rufen zu müssen wenn eine mündliche Leistung (Referat) ungenügend ist; und es würde eine Korrektur und Notenvergabe durch mehrere Prüfer ermöglichen – und damit eine Barriere gegen Abwertsspiralen der Art “ich geh zu dem der am besten benotet auch wenn er oberflächlicher als andre Korretur liest” bilden.

– Die Geisteswissenschaften hier wollen einen BA aus Hauptfach und 1 bis 2 Nebenfächern (und die Studierenden sollen aus vielen davon wählen können). Aber wie bekommt man die Entsprechenden Stundenpläne hin? Wie verhindert man, dass Pflichtveranstaltungen im hauptfach nicht mit Pflichtveranstaltungen in einem von rund 140 Nebenfächern kollidieren?

– Wie hoch kann man mit Aufwandspunkten für z.B. ein Hauptseminar gehen, ohne dass die Akkreditierer nein sagen, oder sie Studierenden wegen des zu hohen Anforderungsniveaus ausbleiben?

Habe bestimmt das eine und andre interessante aus der Sitzung wg. Vergripptheit übersehen, und hoffe nicht (aufgrund andauernder Vergripptheit) hier zuviel Unsinn geschrieben zu haben.

Und überlege natürlich, ob ich nicht (als Nebenerwerb?) eine Akkreditierungsagentur eröffnen sollte (10 T EUR pro Studiengang bei allein für LMU 250 Studiengängen, falls es mit der Sammelakkreditierung oder Prozessakrreditierung nichts wird, ist gar nicht soooooooooo wenig Geld … .

Bologna München – Wien

Eine gute Gelegenheit, ein transnationales Blog zur Bologna-Diskussion auszunützen!

Um mal einen Punkt herauszugreifen, der mich aktuell beschäftigt:

Die neuen Abschlüsse müssen bis Datum X eingeführt werden. Und für jeden davon müssen ziemlich viele Gremien ziemlich viel beschließen Was aber geschieht wenn das nicht bis Zeitpunkt X geschieht (z.B. weil 2 zu beteiligende Gremien sich nicht einig werden)?

Das ist die typische speed kills-Verfahrensweise. In Wien hat die Curricularkommission in einer Nachmittagssitzung im April 29 Curricula behandelt, zu deren Erstellung etwas 2 Monate Zeit gewesen ist. Und das alles deshalb, weil Anfang Mai in den Verhandlungen mit dem Ministerium ein Erfolg auf dem Tisch liegen mußte.

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Rezepte fuer Obatzter alla Bolognese

Heute abend gibt’s hierzulande ein Treffen (2 Stunden, und im Senatssaal) ein Treffen zur hiesigen Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften; eingeladen sind alle Hochschullehrer, Mitarbeiter und Studierende dieser Fächer.

Entweder das Interesse ist gering, oder wir brauchen drrrrrrringends einen viel größeren Senat, der dann einen größeren Senatssaal braucht … .

Davon abgesehen: bin ich bei der Durchsicht der Unterlagen zur Vorbereitung auf die Veranstaltung auf einiges gestoßen, von dem’s mich interessieren würde, wie die Rezepte andernorts sind, ob man da was lernen kann, was sich aus der Definition eines Obatzten alla Bolognese notwendig ergibt, und was lokale (und vielleicht abwandelbare) Rezeptvorschlaege sind:

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Heideggers “Der Ister” (1)

Eine faszinierende Idee der beiden Filmemacher David Barison und Daniel Ross, Heideggers Vorlesung über Hölderlins Donau-Hymne (aus 1942) in einem Film aufzugreifen: Der Ister. Bilder der Gegenwart und zeitgenössische Kommentare werden dem Heideggerschen Text gegenübergestellt. Der Beginn der Vorlesung ist hier zu lesen.

Schon am Anfang des Films stimmt etwas nicht, nämlich der Anfang. Er bietet das erwartete Bild. Nach einer Ente und dem Titel:

Dazu Musik von Bruckner. Das passt weder zum Wortlaut, noch zum Duktus des Gedichtes, das mit dem Feuer beginnt: “Jezt komme, Feuer!”. Die Donau beginnt eben bei der Quelle. Sie gießt, in dieser Darstellung, ihr Wasser über das Feuer.

Senatswahlen

Vergangenen Donnerstag – auch schon wieder eine Zeit her – fand an der Universität WIen die Wahl zum Senat für die nächsten 3 Jahre statt. Das Wahlergebnis bringt Bewegung in die bisher bestehenden Verhältnisse. Nach UG2002 muss in diesem Gremium eine 51% Mehrheit der Professoren gewährleistet sein. Das bedeutet konkret 10 Sitze gegenüber 8 Sitzen der restlichen Mitglieder. Durch die Kandidatur einer zweiten Professorenliste von Wendelin Schmidt-Dengler, die 2 Mandate erreichte, wird die Situation – je nachdem, wie man das sehen will, unübersichtlicher oder flexibler.

Die eine Sichtweise zählt die Sitze pro Personengruppe und baut darum herum Fronten auf. Naturgemäß tun das hauptsächlich die “Benachteiligten”, also der Mittelbau, also (hin und wieder) auch ich. Der Anti-Professoren-Rhetorik steht allerdings auch eine Anti-Rest-der-Welt Rhetorik gegenüber, die Gerd Bachmann in einer Mail an epoche in Erinnerung gerufen hat.

Im Alltag sieht es ziemlich anders aus. Zivilisiert und kooperativ. Der Ausschnitt der Senatsarbeit, den ich bisher miterlebte, ist beinahe völlig frei vom politischen Profilierungszwang. Die Bruchlinien verlaufen in den meisten Fällen zwischen Instituten und Fakultäten oder – hauptsächlich – zwischen Senat und Rektorat.

Beides ist unvermeidlich, wenn auch schwierig in Balance zu halten..

Lehre XXI

Vorgestern wurde im kleinen Festsaal des Hauptgebäudes das Projekt “Lehre XXI” vorgestellt. Aus Mitteln des Bundesministeriums (etwa 600.000.- EUR) soll das Lehr- und Prüungswesen der Universität “renoviert” werden: einfachere, durchsichtigere Abläufe, Vermeidung von Datenverdopplung, elektronische Unterstützung der Lehr- und Prüfungsverwaltung. Eine Reihe von Unterprojekten dient der Diagnose, Reform und Kommunikation des Serviceangebotes für Studierende.

Zu diesem ersten Auftritt in der universitären Öffentlichkeit gibt es noch keine Webseite, auf der man Details nachlesen könnte. Die Präsentation hinterliess, obwohl – oder weil – sie nach den Regeln des professionellen “Projektauftritts” (externe Firma) erfolgte, einen zwiespältigen Eindruck. Ich muss ein wenig ausholen.

Die gegenwärtige Universität muss man in einem Kippbild sehen. In einer Perspektive als Großunternehmen, das (u.a.) für Studierende einfach durchschaubare und effektive “Leistungen” erbringt. In einer zweiten Perspektive aber als eine “communitas magistrorum et scholarium”, wie es im Entwicklungsplan unwirklich schön heisst. Eine solche Gemeinschaft beruht nicht auf flotten Verwaltungsabläufen.

Das Kunststück würde darin liegen, die beiden Bilder übereinander zu legen und beide Qualitäten zu vereinbaren. Die “Lehre XXI” ist davon weit entfernt. Das Projekt besitzt im Moment keine Schnittstellen zu jenen Teilen der Universität, in denen die inhaltlichen Entscheidungen über die Lehre fallen. Es operiert mit der Annahme, dass die Revision dieses Bereiches ohne Rückkoppelung mit Studienkonferenzen oder dem Senat auskommt. Vizerektor Vinek versicherte, dass ihm die Abstimmung mit den Trägerinnen der Lehre (insgesamt ungefähr 5.700 Personen) wichtig ist. In das Projektdesign ist diese Absicht allerdings nicht eingegangen.

Wikipsychologie

Oft ist die Rede davon, dass die Freiheit des Schreibens in Wiki-Webs der Sache zu Gute kommt. Man kann damit aber auch auf unerwartete Weise Charaktereigenschaften zu erkennen geben, die besser verborgen blieben.

Zum Beispiel: wo schreibt man die eigene Lehrveranstaltung hin, wenn man sie auf einer Liste einträgt? Es gibt Personen, die setzen sich an den Anfang, andere fügen den Eintrag den bestehenden hinzu.

Büro für Studienprogrammleiter

Die Universität hat einen neuen Personalausweis in Kreditkartenformat. So kann man sich dem Sicherheitsdienst gegenüber ausweisen und in der “Langen Nacht der Forschung” seine Zugehörigkeit zur Uni nachweisen.

Heute hatte eine Angestellte, die den Ausweis abholte, ein sonderbares Erlebnis. Sie war einem Büro zugeordnet, von dessen Existenz sie noch niemals gehört hatte (siehe Titel). Das Rektorat, das seit 2 Jahren den Studienprogrammleitungen verstärkte Unterstützung verspricht, hat ein zentrales Büro eingerichtet, das nun dafür verantwortlich ist — nur den Betroffenen wurde nichts davon mitgeteilt. Auch ein Vizedekan, der an seiner Fakultät verantwortlich für dieses Büros ist, wusste nichts von seiner Rolle.

Dafür hat der Senat eine Regelung beschlossen, nach der Studierende, die bei Prüfungen unerlaubte Hilfsmittel verwenden, keine Note bekommen und diesen Prüfungstermin “verlieren” — ohne dass diese Vorschrift im Moment in der Prüfungsevidenz umgesetzt werden kann.

deja vu

Wie sieht das Verfahren aus, nach dem unter dem neuen Regime Assistentenstellen besetzt werden? Recht alt, ich erinnere mich, dass es vor 1975 auch so abgelaufen ist.

Aus der Erzählung eines Institutsvorstandes: “Dann habe ich die Stelle ausgeschrieben und esgab über 50 Bewerber. Die Auswahl muss ja der Dekan treffen, na und was hat der getan? Er hat mich angerufen und gefragt: Wen willst Du denn?”

Personalentscheidungen sind meistens problematisch. Aber man kann sie mehr oder weniger transparent handhaben. Die gegenwärtige Strategie operiert mit einem Autokraten, um den herum der Willkür und Intrige ein breiter Raum geöffnet wird.