Es ist verständlich, dass die Beurteilung von Sachkompetenzen nie völlig unabhängig von sozialen Verflechtungen getroffen werden kann, die in einem Unternehmen oder im Wissenschaftsbetrieb herrschen. Doch das Maß, in dem diese Verflechtungen berücksichtigt werden, ist nur bis zu einem gewissen Grad förderlich für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Netzes.
Am Beispiel einer Firma: Es ist schön für die konkrete Person, wenn sie von der Firma, für der sie arbeitet, Rat und Hilfe bekommt. Und zwar Hilfe, die über die Aufgaben und Funktionen, die sie in der Firma übernimmt, hinausgeht.
Restriktiv wird es, wenn dieser Rat in ein Imperativ umschlägt und die weitere Mitgliedschaft an der Befolgung dieses Imperatives hängt.
Unerträglich wird es, wenn der Imperativ nicht ausgesprochen, sondern als “Firmen-Ethos” oder Selbstverständlichkeit implizit vorausgesetzt wird (Das kann man sich weiterdenken bis zu einer Diktatur der Angst, in der man nie genau weiß, ob eine Entscheidung die man trifft, durch Ausschluss aus der Gruppe bestraft wird, da man keinen Einblick in die Spielregeln hat).
Nochmal: Das bezieht sich nicht auf Imperative, in denen es um die Erfüllung von “firmeninternen” Aufgaben geht, sondern um Befehle, die darüber hinaus gehen und die damit andere (mehr oder weniger verandte) Lebensbereiche betreffen.
Das, was ich allgemein für Firmen gesagt habe, lässt sich im wissenschaftlichen Bereich wiederholen. Beispiel: Die Entscheidung, eine wissenschaftliche Tätigkeit in einer Institution auszuüben, wird von der Entscheidungsbefugten Person daran geknüpft, ob man Weichenstellungen in seinem Studium den Interessen der Insitution
unterwirft, indem man darauf verzichtet, seinen persönlichen Forschungsinteressen nachzugehen.
Natürlich ist es jeder Institution selbst überlassen, welche Personen sie anstellt und welche Bedingungen man an die Anstellung knüpft, doch ob man durch so eine Politik jene kreativen und einfallsreichen Leute bekommt, die man braucht und gerne hätte, wage ich zu bezweifeln.