Rechnen und Denken

Können Computer denken?

Ein im Jahr 1950 von Alan Turing entwickelter Test versucht diese Frage durch ein spezielles Setting zu normieren: Es gibt 3 Spieler A, B und C. Spielerin C ist ein Mensch und muss auf Basis eines Frage- und Antwortspiels über einen limitierten Kanal herausfinden, wer Mensch und was Computer ist. Kann C das nicht, muss sie davon ausgehen, dass auch Computer denken können (oder vorsichtig formuliert: C stellt fest, dass sie beim Output von denkenden Wesen und von Computern über diesen Kanal keinen feststellbaren qualitativen Unterschied erkennen kann).

Würde C ausschließlich die Meldungen zu ihrem Geburtstag auf Facebook einem Turing-Test unterziehen, könnte sie sie zu dem Schluss gelangen, dass ein Großteil ihrer “Freunde” sich wie einfallslose Maschinen verhalten, jedoch mehr Rechtschreibfehler machen.

Der Streit ist vorprogrammiert, wenn es um die Unterscheidung von Simulation und echtem, menschlichen Verhalten geht. Als ob wir ignorierten, dass die Tricks der Simulation von unserem eigenen Wunsch ausgehen, uns selbst zu überraschen, zu täuschen oder zu entlasten. Die zum Leben erwachte, verselbständigte Maschine ist von uns selbst angetrieben.

Zum 100. Geburtstag von Alan Turing schiebe ich den Turing-Test zur Seite. Zum Vorschein kommen die Turing-Maschine und die Frage nach der Relevanz in Informatikforschung und Softwareverwendung. Read more

Zur Leichtigkeit des Seins

Jeder Schüler kann in der Physikstunde durch Versuche nachprüfen, ob eine wissenschaftliche Hypothese stimmt. Der Mensch aber lebt nur ein Leben, er hat keine Möglichkeit, die Richtigkeit der Hypothese in einem Versuch zu beweisen. Deshalb wird er nie erfahren, ob es richtig oder falsch war, seinem Gefühl gehorcht zu haben.

Wenn man in der Schweiz Universität sagt, dann meint man in der Regel eine der beiden technischen Universitäten: die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ) oder die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL). Anders gesagt, das Verständnis von Universität ist ingenieurswissenschaftlich geprägt. Unterwegs im Zug überquere ich den “Röstigraben”. So fasst man die gefühlten Unterschiede zwischen der Romandie und la Suisse Alémanique zusammen. Es ist eine spezielle Erfahrung: Formal ändert sich fast nichts und doch fühlt es sich anders an. Ich sitze im selben Zug im selben Land. In Lausanne hörte man die Durchsagen zuerst auf Französisch dann auf Deutsch und Englisch. Nach Fribourg/Freiburg wechseln Französisch und Deutsch die Plätze. Auch die Fahrgäste sprechen plötzlich überwiegend etwas dem Deutschen Ähnliches. Die Dynamik (Geräusche, Bewegungen) ändert sich. Dann erreicht mich die folgende Meldung:

Leicht nehme ich diese Meldung nicht und weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

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The Matheme of the Event

I am a fan of the (probably hermeneutic) idea that if one aims to write an adequate critics/response of a text, one needs to initially assume that the text, this crude and crazy production of thought – is actually adequate. Let’s undertake this apparently naive experiment, that everything written in the text in front of us is correct and if we work hard enough we can make sense out of it. The question then is to observ, pronounce and – if possible – overcome the resistances that our understanding produces when we read the text. With such an assumption we get the chance to describe arguments in the text in a way that makes it more accessible to others (who may have made similar reading-experiences). But secondly – I am convinced – it is one way to better locate flaws, when we at the same time keep in mind that this is an experiment – and that our initial assumption can arguable turn out to be wrong.

The following – very limited – examination deals with one aspect of “Being and Event” (BE), a major work of Alain Badiou, namely the “Matheme of the Event”. Badiou uses a set-theoretical framework in order to analyze how it is possible that a situation – shaped by structures, rules, habits, stabilized knowledge – gets disturbed such that novelties – new perspectives – emerge that were not thinkable within the situation before. The flash that disturbs the situation is called the event.

The context and motivation of this post are (1) recent, unsatisfying critiques and repliques about the status of mathematics in BE – published in Critical Inquiry and (2) the collection of Badiou-related postings in this blog:

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Typumwandlung für den Heideggerianer. Ein Versuch.

Am Anfang des Studiums kam mir, dass eine akademische Informatik, die sich gegen den ingenieurhaften Fleckerlteppich ein wenig abschottet, überzeugendere Argumente für den Versuch hätte, dem Forschungsobjekt Computer allgemein relevante Erkenntnisse abzugewinnen. Das mag zutreffen, doch wie verhält es sich mit dem Know how? Mit meiner aktuellen Forschung, die Nahe an der Informatik als Ingenieurkunst ihren Aufenthalt hat, kam mir der Gedanke, dass wir Acht geben müssen, welche materiellen und handgreiflichen Prozesse diese Wissenschaft über dem Wasser halten.

 

void castZuhandenheit(void* zeug) {
        Smartphone* meinHandy;
        meinHandy = (Smartphone*) zeug;
        printf("Mein Handy %s kostet: %d EUR.", meinHandy->name, meinHandy->preis);
}

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Rather carrots…

The smartphone platform Android has mixed up the mobile phone market. Releasing Android as open source suits developers and researchers. For example, it allows me to do research on automatic data leak detection for smartphones. At least research is more interesting and useful, if the source code of a major smartphone operating system is available, for free. So, from the user’s and researcher’s perspective, there is no reason to complain. I admit: I am a fan of Android and other Google products. But what about this slide?

Sommer-Special: Liturgien und Volkslieder 2.0

Vielleicht erinnert sich noch jemand, oder hat es von den Großeltern mitbekommen. In Zeiten wo Großfamilien noch häufiger vorkamen, sang man nach erledigter Arbeit gemeinsam und passend zur Stimmung bekannte Volkslieder. Von meiner Großmutter ist mir “Kein schöner Land in dieser Zeit” bekannt. Das diente dem Zusammenhalt und der Kurzweil. Heute geht man auf Youtube und lädt seine Performance eines Internet-Ereignisses hoch – oder schaut sich jene von anderen an. Im Folgenden zwei von unzähligen Beispielen:

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Das Schlüsselwort Void – Prolog

Die idealen Sprachen sind mancherorts zu einem komplexen Geflecht von Grammatiken, Konventionen und Spezifikationen geworden. Versionierungen von Befehlssätzen sowie Normen zur Repräsentation von Zahlen sind nur zwei Beispiele. Man kann die (teils disruptive) Evolution von Architekturen nachvollziehen, die parallel verwendet und weiterentwickelt werden. Diese wurzelwerkartige Vielfalt ist eine Folge der Verwendung wohldefinierter Strukturen für bestimmte Zwecke. Damit kommen die idealen Sprachen wie ein Bumerang zurück zum Alltag und werden selbst zum Objekt für Betrachtungen und Experimente. Anders gesagt findet man Situationen – informatische Situationen – wo sich Begriffssysteme realisieren, mit dessen Hilfe man Abläufe nicht nur strukturieren sondern konkret ausführen kann.

Doch welchen Blickwinkel kann man noch einnehmen bei der Betrachtung der Inkarnationen idealer Sprache? Wieder den der idealen Sprachen wo es darum geht die Konzepte auf einheitliche Abstraktionsniveaus und verständliche Zusammenhänge zu bringen? Den der Alltagszwecke, in der die Adäquatheit von den Effekten abhängt, die die Verwendung der Sprache auf das Einsatzgebiet wirft?  In dieser Spannung von Wissenschaft, Pragmatik und Performance steht die Informatik, zunächst und zumeist. Zumindest das Folgende ist zu bemerken:  Programmiersprachen, so wie unsere Alltagssprache, sind nicht nur vorhandenes Werk sondern ebenso work in progress und nicht immer durchschaubar. Sie ermöglichen Abspaltungen, Dialekte, neue Verwendungsweisen; disruptiv oder allmählich. Und wichtig: Was man mit ihnen macht, strukturiert zunehmend den Alltag.

Ontologie ist weniger kompromissbereit. Sie möchte den kurzfristigen Alltagszwecken und damit den volatilen Strukturen widerstehen und die Frage stellen: Was strukturiert ‘das alles’? Vorsicht ist geboten, denn man kann sich – beim Absehen von als partikulär eingestuften Tatsachen und im Versuch, robust zu sein gegen einzelne Impulse – unwillkürlich in Spekulationen verlieren, d.h. Vermutungen anstellen, wie ‘das alles’ sein könnte, die sich jedoch nicht mehr so einfach in Verbindung bringen lassen mit dem, was tatsächlich und im Einzelnen passiert. Die Folgen formuliert ein Pop-Song: “I wish I could see myself in anything, now it seems nothing is everything.” (Lyrics)

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Vorstellen und Verstecken

Letzte Woche war ich in der Andrássy Universität im Herzen Budapests, um von den Studierendenprotesten im Herbst/Winter 2009 zu sprechen.  Thema des Workshops war die Entwicklung eines europäischen Hochschulraums. Einleitend sprach eine deutsche Botschafterin über die Wichtigkeit, ein gemeinsames Netzwerk von Hochschulen in Europa aufzubauen. Dann gab Sören Iseib aus dem deutschen Institut für Hochschulforschung einen historischen Abriss über den Diskurs, ein solches Netzwerk aufzubauen und nannte gegenwärtige Herausforderungen. Schon nach dem Ende des zweiten Weltkriegs lassen sich Harmonisierungsbestrebungen von Hochschulausbildung finden, worauf nach und nach Beschleunigungsphasen und ein gewisser Anpassungsdruck entstanden, die in den Bologna-Erklärungen ab 1998 mündeten. Der Vortrag machte mir außerdem Ähnlichkeiten mit der #unibrennt-Bewegung klarer: Es gab keine zentrale politische Steuerung des Netzwerks und man kann eher ein Nebeneinander als ein gemeinsames Miteinander bemerken. Wohl aber gab und gibt es funktionierendes Organisationsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Berichtswesen.

Daran schloss sich mein Vortrag “Verwerfung, Emulation und Bemächtigung globaler Netzwerke. Bildungsprotest in Österreich” an. Im Manuskript ist mir vorhin ein Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, der gar nicht so unpassend ist: Studienprotest. So gesehen eignet sich der Protest als Studienobjekt (das #unibrennt-Buchprojekt hat das bereits während der Proteste praktiziert) um etwas über gegenwärtige Hochschulpolitik zu lernen.

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Der phantomhafte Rest

In der vierten Meditation von “Sein und Ereignis” erklärt Badiou, wie herkömmliche Situationen ablaufen und dass alles gezählt und strukturiert wird. Was nicht gezählt wird, ist nicht fassbar. Alles muss unter eine strukturierte Einheit gezählt werden. Wenn er dann sagt, dass dies, was man bei den herkömmlichen Situationen findet, genau die Umkehrung seiner Ausgangsthesen (z.B. das Eins ist nicht) ist, macht er für seine Situation einen Unterschied. Es ist ein Grenzfall, quasi eine Diagonalisierung (wenn wir schon bei Cantor sind), um zu zeigen, dass die Blickrichtung üblicher Situationen so strukturiert ist, dass das, worum es geht, nicht gefasst werden kann: die Mannigfaltigkeit. Sie ist deswegen wichtig, weil alle Situationen mit ihr umgehen, sich ihrer – jedoch inadäquat – zu bemächtigen suchen. Das was sie tun ist zwar gültig, aber nicht wahr, denn sie berücksichtigen ihre eigenen Umstände nicht.

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Lechner Edi Reloaded?

Jura Soyfer‘s Stück Der Lechner Edi schaut ins Paradies” handelt davon, dass der arbeitslose Lechner Edi während der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre auf einem Elektromotor von der Schuhfabrik seines ehemaligen Arbeitgebers zurück durch die Zeit fliegt, um den Schuldigen für seine Arbeitslosigkeit und Lebenssituation zu finden. Er gibt irgendwann die Suche auf und endet mit “Auf uns kommt es an!”.

Der nach Soyfer benannte Hörsaal in der Hofburg wurde am 14. April zu einem Schauspiel im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und politischer Repräsentation. Man wurde – neben Polizeipräsenz – mit folgendem Aushang konfrontiert:

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