google Effekt

Im Anschluss an ein Workshop “Wahrheit” in Zeiten des Wissens, in dem ich die Publikationsdatenbank des Institutes für Philosphie erwähnte, ist mir erstmals aufgefallen, dass die Zitationskultur der traditionellen Wissenschaften eigentlich auf dasselbe hinausläuft, wie der google Algorithmus, der die häufigsten Verlinkungen an die Spitze der Suchergebnisse befördert.

Am prominentesten ist, wer am häufigsten zitiert wird. Daraus ergibt sich eine völlig banale und – zumindest im Moment – erfolgversprechende Konsequenz. Analog zu “Linkfarmen” könnte ein Universitätsinstitut die eigene Bedeutung hochtreiben, wenn die Angehörigen einander öfters zitieren.

Das wäre noch nichteinmal verwerflich, denn die Bereitschaft, die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen zur Kenntnis zu nehmen, kann nichts Böses sein.

Zielvereinbarungsgespräche

In dieser Woche beginnen die Zielvereinbarungsgespräche, in denen das Rektorat mit den Vertreterinnen (m/w) der Fakultäten den Finanz- und Planungsrahmen für das nächste Jahr festlegt. Die Treffen sind auf 3-4 Stunden angelegt und erstrecken sich bis Anfang Dezember.

Zur Vorbereitung ist den Fakultäten Datenmaterial und damit verbundene Fragen zum Studium und zur Stellungnahme zugeleitet worden. In diesem Zusammenhang wird auch die Datenerhebung zur “Wissensbilanz”, welche das Ministerium von den Universitäten fordert, komplettiert.

Die Zielvereinbarungen sind erheblich mehr, als ein Finanzverteilungstreffen. Sie erweisen sich als das wichtigste Steuerungsinstrument, mit dem das Rektorat auf die Gestaltung der Fakultäten Einfluss nimmt. Sie haben unter anderem wesentliche Auswirkungen auf die Lehre.

Nachdem in der letzten Runde dieser Gespräche die Dekane (m/w) eher kurzfristig mit Fragen der Lehrplanung konfrontiert wurden (zwecks Planerfüllung der Bologna-Implementierung), hat man diesmal von vornherein die SPLs mit einbezogen. Sie erhalten die einschlägigen Unterlagen und können ihre Pläne vorlegen. xDCber diesen Kontakt soll auch der Status von eLearning-Projekten an den Fakultäten erhoben werden. In einigen Fällen hinken Studienrichtungen deutlich hinter dem Zeitplan zur Bologna-Umstellung nach. Es ist daran gedacht, diese Defizite in den Zielvereinbarungsgesprächen zu monieren.

Die Anteilnahme der Fakultätsmitglieder an diesen Vorgängen hält sich, soweit ich sehe, in Grenzen. Der Vorgang wird als administrativer Ablauf gesehen, den die Dekanate allenfalls mit Bitten um Stellungnahme zu Einzelfragen in ihrem Bereich kommunizieren. Wer hat schon Zeit und die Befugnis, sich diese Daten/Fragen durchzusehen und zu diskutieren? Eigentlich wäre das eine Agenda der Fakultätskonferenzen, aber man kann sich vorstellen, dass die Dekane (m/w), die ihnen derzeit vorstehen, andere Sorgen haben, als ein Treffen einzuberufen, das ihren sowieso schon gedrängten Arbeitsplan weiter kompliziert.

Es würde freilich zur Kohäsion der Fakultäten beitragen und die Motivation der Wissenschaftlerinnen (m/w) stärken.

Soundcourses

Gestern hörte ich Yochai Benkler auf einem Podcast über die Schönheiten der Wissensakkumulation im Web sprechen. Ich dachte: Ja gut, kenne ich. “Evangelism”. Dann erreichte mich eine Mail. Markus Heinbach hat ein “stream magazine” SoundCourses eingerichtet und offeriert meine gegenwärtige Vorlesung:

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Das kann die Philosophische Audiothek natürlich auch, aber lange nicht so stilvoll. Und mit der Jukebox kann sie es nicht aufnehmen.

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Hier eine kleine Glosse Über Netzwerk und Virtualisierung.

Am Institut für Philosophie ist seit Mitte der 90-er Jahre eine Datenbank eingerichtet, in der Eckwerte des Personals sowie Diplomarbeiten und Dissertationen aufgezeichnet sind. Sie wurde auf einem MacIntosh mit dem Programm Filemaker angelegt und soll im Intranet zugänglich sein. Macs waren immer teurer als PCs und zu diesem Zeitpunkt war die Internetanbindung (vor allem für Server) fehlerhaft. Glücklicherweise gab es Filemaker auch für Windows. Also wurde migriert.

Eine allgemeine Orientierung Über die Verhältnisse gibt dieses “Dossier.

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Prächtig

Das Bild zeigt, so erfahren wir im zugehörigen Text, eine Studentin der Veterinärmedizin. Der Titel der Geschichte: Prächtig trächtig.

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Es handelt sich um die farbenfrohe Verlagsbeilage der Programmzeitschrift FALTER für die letze Woche: “Durst. Seitenweise Studentenfutter”. Kaum hatte ich mich vom umwerfenden Wortwitz der Überschrift erholt, folgte ein weiterer Schock.

Die dritte Spalte bietet ein Inserat der Universitätsbibliothek. Ausschnitte des Textes:

Universitätsbibliothek Wien

Wir tragen messbar zu ihrem Studienerfolg bei.

Kommen Sie zu uns und schulen Sie Ihre persönliche Informationskompetenz!

Optimale Leistungen für die Universität Wien und die interessierte Öffentlichkeit.

Studieren Sie an der Universität Wien! Wir bieten Wissen auf tausenden Quadratmetern.

Alpenparadies

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bringt heute auf der Wirtschaftseite einen Artikel “Alpenparadies mit Schattenseite”.

Österreich geht es gut. Dank seiner starken Verflechtung mit Osteuropa verzeichnet das Land ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum. Daran dürfte auch der Wechsel von einer bürgerlichen Regierung hin zu einer großen Koalition nichts ändern.

Dazu gibt es einen Kasten mit diesem Text:

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Das ist also eine deutsche Qualitätszeitung. “Mozartkugeln, Lipizzaner und Opernball” werden aufgerufen, um sie dem “Nachkriegsschatten” und der “Tradition” zuzuordnen. Das Klischee wird durch “viele andere Namen und Leistungen” konterkariert, die nicht genannt werden und darum ungreifbar bleiben. Aber dafür kommt im nächsten Satz schon das nächste Klischee, diesmal ungebrochen: “Trotz jahrzehntelanger Staatsgläubigkeit durch sozialdemokratisch dominierte Regierungen …” haben die “Austriaken” ihre Wettbewerbsfähigkeit gut verteidigt.

Nun ja, die “Alpen prägen die Landschaft und die Menschen”. Was soll man da noch sagen. Die Donau und die Wiener Telefonbücher (Plural?). Das nennt sich “Land und Leute”. Eine Werbeeinschaltung. Im Haupttext:

Neben seiner attraktiven Steuergesetzgebung punktet Österreich bei Investoren mit seinem vergleichsweise flexiblen Arbeitsmarkt. … Tatsächlich ermöglicht der im Vergleich zu Deutschland lockere Kündigungsschutz dem Arbeitgeber eine begründungsfreie Kündigung. Die Einhaltung von sozialen Prioritäten wie Alter, Betriebszugehörigkeit oder Zahl der zu versorgenden Familienmitglieder ist bei betriebsbedingter Kündigung nicht vorgesehen.

Weitere Zuwanderung gefällig?

Senat 5.10.06

Einige Punkte zur gestrigen Senatssitzung.

Darin nicht erwähnt ist die Tatsache, dass der Senat u.a. für Empfehlungen in Personalfragen zuständig ist. Wer in ein definitives Dienstverhältnis eintreten will, hat einen Auftritt. Das Gremium ist dazu sachlich meistens nicht ausgewiesen. Von den fünf verhandelten Fällen war – wenn ich das recht sehe – in gerade einem Fall ein Vertreter aus dem passenden Fach.

Die gesetzliche Regelung zentralisiert und hierarchisiert Entscheidungen. Sie nimmt sie aus dem Zuständigkeitsbereich der Experten und verlagert sie auf die höchste kollegiale Ebene. Dort sollen sie anhand von externen Gutachten beurteilt werden. Die Gutachterinnen (m/w) schlägt die Akademie der Wissenschaften und der Fonds zur Wissenschaftsförderung vor. Nach Darstellung der zuständigen Vizerektorin reagieren diese Institutionen oft monatelang nicht auf Anfragen. Und die genannten Personen sagen reihenweise ab.

Lissabon-Prozess

Gestern im kleinen Festsaal der Universität Wien das 2. Forum Europäische Studienarchitektur. Ich begann meine Bemerkungen mit einem Orientierungsbild, das die Detailüberlegungen zur Bologna-Implementierung in einen weiteren Zusammenhang stellen sollte. Es geht ja nicht primär um eine neue Studienform, sondern um den Wechsel eines Paradigmas. Die “kulturstaatliche Universitätsauffassung (Hans Pechar) ist im neuen europäischen Kontext nicht mehr wirksam. Es hat einmal gereicht, ins Burgtheater zu gehen und ähnlich war es genug, einen universitären Abschluss zu besitzen. Mit Lissabon verbindet sich die Forderung, Europa solle durch eine Wissensoffensive zum weltweit dynamischsten Wirtschaftsraum werden.

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Das kann man auf die Formel bringen, dass Wissen als Lebensform (der akademische Gestus) durch die Betrachtung von Wissen als Ressource ersetzt wird. Es ist ein wichtiger und umstrittener Schwenk. In einer Hinsicht könnten sich die Universitäten darüber “geschmeichelt” fühlen, dass ihr Kompetenzfeld ins Zentrum rückt. Dagegen spricht, dass aus ihrem “Wissen” etwas anderes gemacht wird.

Zum Aufwachen

Wenn ich (wie im vorigen Beitrag) Dieter Henrich kritisiere, sollte ich auch sagen, was man anders machen kann.

Es ist ein ironischer Umstand, dass Hegel, ein Hauptgewährsmann der klassischen deutschen Philosophie, für die Dieter Henrich so nachdrücklich eintritt, zu den vehementesten Kritikern des Bildungsbegriffes gehört. Ich habe das in einem Vortrag mit Bezug auf die Wikipedia näher ausgeführt.

Zur Einstimmung hier der erste Absatz aus dem Artikel, den ich im Anschluss daran geschrieben habe:

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