stefansraduniwien

Eine böse Überraschung bietet der Imagefilm der Universität Wien, den die Dienstleistungs-einheit für Öffentlichkeitsarbeit eben online gestellt hat. In einer Aussendung des Rektorats wird er als ein “Episodenfilm” bezeichnet, in dem es (eine weitere Überraschung) auch einen gesprochenen Kommentar gibt. Und besonders viel Authentizität:

Ein gesprochener Kommentar, der sich auf die Inhalte bezieht, begleitet durch den Film. Im Zentrum des Geschehens stehen reale Personen im universitären Alltag, um dem Imagefilm besondere Authentizität zu verleihen.

Komm und sieh. Oder eine kleine, gedankensplitternde Hörprobe:

[audio:http://phaidon.philo.at/qu/wp-content/uploads/2010/09/geniestreiche.mp3]

power point play

Der “Zusammenfassende Bericht zur Evaluation des Organisationsplans der Universität Wien” stammt von – so schreibt er in die Titelzeile –

Em. o. Univ.-Prof Dr.Dr.h.c.mult. Gerhard Reber

Wofür immer er die Ehrendoktorate bekommen hat, es war nicht für sprachlichen Ausdruck. So klingt der Überblick auf Seite 3:

“Grundlage”, “Grundbestimmungen”, “Grundstruktur”, “Generalüberholung”, “gegebene Effizienz”, “wesentlich erhöhen”, es ist klingt etwas grundig. Aber das ist, zugegeben, eine Geschmacksfrage.

Objektiv bedenklicher ist dagegen die Tendenz des Gutachters, die Syntax von Power Point auf herkömmliche Sätze anzuwenden. In seinem Duktus müsste der Absatz eigentlich so aussehen:

Insgesamt gesehen lässt sich m.E. sagen:

  • dass der auf der Grundlage des UG 2002 an der Universität Wien geschaffene Organisationsplan in seinen Grundbestimmungen ein hohes Maß an Akzeptanz gefunden hat
  • die „Grundstruktur“ keine „Generalüberholung“ mit all ihren Komplikationen nötig hat
  • dessen ungeachtet Probleme zu Tage getreten sind, welche ein „fine tuning“ herausfordert, dessen Realisierung die gegebene Effizienz wesentlich erhöhen kann

Der letzte (quasi) Satz ist zudem missglückt. Reber will nicht sagen, dass das “fine tuning” Probleme herausfordert, sondern dass Probleme ein “fine tuning” herausfordern.

Vom Inhalt des Berichtes spreche ich einstweilen noch gar nicht.

Eine PLUM Podiumsdiskussion zum Organisationsplan ist in dieser Video Dokumentation abrufbar.

Organisation einer Universität, nur wie?

“Organisationsplan neu: Erwartet uns eine Re-Demokratisierung der Universität Wien?” war der Titel der gestrigen Podiumsdiskussion, in der die Ergebnisse der Evaluation des Organisationsplans sowie die Frage diskutiert werden sollten: Welche Konsequenzen haben diese Ergebnisse für die künftige Struktur unserer Universität?

Zur Zusammenfassung der Statements hier klicken.

Vielleicht war das Re- etwas irreführend, weil es die Hoffnung in der Vergangenheit sieht. Weitere Überlegungen nach dem Break.

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Zur Raum- und Ressourcenfrage

Im Kontext der Debatte um Studienplatzfinanzierung und Zugangsbeschränkungen wird oft ein reziproker Zusammenhang zwischen Studierendenzahl und Qualität des Studiums hergestellt, etwa: Bei einem schlechten Betreuungsverhältnis kann man keine gute Lehre machen, darum sind Zugangsbeschränkungen notwendig. Das mag für gewisse Formate von Lehrveranstaltungen (etwa ganz krass bei Übungen ab dem zweiten Studienjahr des Medizinstudiums, nachdem ein Grundstock des Faktenwissens aufgebaut wurde und wo es um praktische Belange geht, die am Besten mit individueller Anweisung gelernt werden) zutreffen. Doch ein großer Teil von Zeit- und Geld-Ressourcen wird momentan verwendet, jedes Jahr dasselbe Programm durchzuziehen, völlig unabhängig von Studierendenzahl und aktuellen Entwicklungen, oder Wortmeldungen der Studierenden.  Das ist gar keine Kritik am Inhalt sondern eine Frage, ob Lehrende einer Universität auf diese Art ihre Zeit und Energie verwenden sollten? (Man könnte böse gesagt von Rationalisierungsmaßnahmen sprechen; jedoch verlöre niemand seinen Job: Man hätte mehr Zeit für so dringend benötigte Dinge, nämlich individuelle Betreuung und Forschung bzw. forschungsnahe Lehrveranstaltungen)

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What is the Matrix?

Gerade arbeite  ich mich durch den Endbericht der Evaluation des Organisationsplans. Es wurden Interviews und auf Basis derselben Online-Surveys durchgeführt. Das wichtigste der ersten 10 Seiten: Unzufriedenheit über zu stark gesteuerte Kommunikationsprozesse (“Befehlsempfänger”), des Organisationsplanes im Allgemeinen (beim wissenschaftlichen Personal) und über das UG 2002. Dann wird gefragt, welches Profil durch den Organisationsplan gestärkt würde:  “WissenschafterInnen benennen hier an erster Stelle die „Matrixstruktur von Forschung und Lehre“ (gleichbedeutend mit einer tendenziell voneinander unabhängigen Organisation von Forschung und Lehre)” Was bedeutet das?

Rot oder Blau?

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Professuren heute.

Wenn eine Fakultät 3 neue Professuren bekommt, vermutet man als naiver Student, dass das u.A. Auswirkungen auf die Lehre  haben wird, dass z.B. neue Lehrveranstaltungen im Vorlesungsverzeichnis aufscheinen. Wenn man dann hört, dass die Verträge von Professoren – je nachdem – Lehrverpflichtungen inkludieren, die nicht zusätzlich entgolten werden, befürchtet man, dass die Qualität der Lehre darunter leiden könnte, da sie als notwendiges Übel betrachtet werden könnte, denn im CV sind die Ergebnisse von Lehrveranstaltungs-Evaluationen nicht vermerkt, sondern Anzahl der Veröffentlichungen. Doch diese Befürchtung ist unbegründet. Diese schon.

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Gruppensteuerung

Die ausgeprägt hierarchische Struktur der Entscheidungsprozesse an der
Universität Wien ist hier immer wieder kritisiert worden. Es lohnt sich, im
Gegenzug auch einmal zu überlegen, wie es mit den Entscheidungsstrukturen in
traditionellen Gremien aussieht, z.B. in einer Berufungskommission.

Ich hatte unlängst Gelegenheit, festzustellen, dass dort durchaus keine
idealen Verhältnisse herrschen. Ein Unterschied zwischen
den “obrigkeitlichen” Beratungen, an denen ich als Vorsitzender der CK
teilnehme, und den fachnahen Treffen ist besonders hervorzuheben. “Oben” wird
kontrovers diskutiert; Alternativen werden überlegt. Dann fällt eine
Entscheidung – und daran halten sich die Beteiligten. Das liegt an der
Funktion der Gruppe: sie muss Initiativen umsetzen. In einer Kommission des
alten Stils verläuft das anders.

Hier gibt es keinen Druck (und bisweilen auch keine Bereitschaft), zu
gemeinsamen Lösungen zu kommen, die auf einer Einigung in der Sache beruhen.
Es geschieht leicht, dass ein Mitglied an seiner Meinung festhält, auch wenn
sie in der Diskussion von der großen Mehrheit abgelehnt wurde und als
Handlungsoption chancenlos ist. Wenn das einige Mitglieder (jeweils mit ihren
eigenen Standpunkten) praktizieren, verhindern sie die Einigung auf die
(beratungsgemäß) aussichtsreichsten Resultate.

Die Situation erklärt sich teilweise durch die Besonderheit der
wissenschaftlichen Arbeit. Anders als in politischen Prozessen können in der
Wissenschaft partikuläre Fachmeinungen erfolgreich sein. Der Weg vom Glauben
an den eigenen Expertinnenstatus zur Subversion kooperativer Anstrengungen
ist kurz. Und herzzerreissend sind die Ablenkungsmanöver, mit denen aus einem
derart gestörten Kooperationszusammenhang auf (Zitat) “die Gremien der
Qualitätssicherung” verwiesen wird. Dabei handelt es sich um nichts anderes,
als einen vom Rektorat eingesetzten “watchdog” zur Wahrnehmung der
obrigkeitlichen Befugnisse.

Steuerungsgruppe

A sculpture of a dinosaur and sheeps (10 meter...
Image via Wikipedia

Ein seit der Einführung des UG02 beliebtes hochschulpolitisches Schema besteht darin, die Chefetage der Universität rhetorisch zu attackieren. In der Senatssitzung vergangenen Donnerstag bot sich dazu eine gute Gelegenheit. Die Evaluierung des Organisationsplans, die insgesamt stockend vorankommt und von der zuletzt im Oktober des vergangenen Jahrs in einer anfangs missglückten Online-Befragung zu hören war, liegt noch immer auf Eis. Es wurde mitgeteilt, dass es nach über drei Monaten noch immer keine Auswertung dieser Aktion gibt.

Ich nahm das zum Anlass einer deutlichen Kritik am Rektorat, auf die von den
Verantwortlichen heftig repliziert wurde. Es war keine schöne Episode, doch dann kam doch ein erhellender Moment. Ein Mitglied des Senates bemerkte trocken “Es ist verabsäumt worden, eine Steuerungsgruppe einzusetzen”. Damit war der Nagel auf den Kopf getroffen.

Einerseits ist das eine Kritik am Rektorat. Vorhaben dieser Bedeutung verlangen, um sachgemäß durchgeführt zu werden, heutzutage eine solche Konstruktion. Das Rektorat weiß das sehr gut und praktiziert es für gewöhnlich auch. Es ist unprofessionell, sich das hier zu ersparen. Andererseits war es auch eine Kritik am Kritiker. Statt sich über die Unzukömmlichkeiten aufzuregen, hätte er besser dafür gesorgt, dass eine solche Gruppe vorgesehen wird.

Der Zwischenfall gibt auch über den Anlass hinaus zu denken. Das Muster oben/unten, Vertuschung und Enthüllung, ist reichlich abgenützt. Das macht man heutzutage anders. Man setzt ein “steering commitee” ein. Wer ist dafür verantwortlich? Nun, die Beschickung einer Steuerungsgruppe erfolgt durch eine (oder mehrere) Steuerungsgruppen. Die Aufsicht über sozialrelevante Prozesse liegt bei Honoratioren, die sich in diesen sozialen Bedingungen verdient gemacht haben. Das ist die Politik der Stoßdämpfung durch stoßgedämpfte Dämpfe.

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Kooperation – Opium für Peers?

Gegeben sei eine Organisation mit eingefahrenen Strukturen, einer Kultur des (Zusammen-)Arbeitens und einer Strategie, Ziele und Aufgaben zu bearbeiten. Im Laufe der Zeit kommt es zu neuen Situationen, die für eine Veränderung des aktuellen Zustandes sprechen.

Gesucht ist ein Weg, der neuen Situation gerecht zu werden. Erarbeiten Sie einen Weg, wie die Entscheidungsträger die Organisation nachhaltig verändern und dabei die definierten Ziele erreichen können. Beachten Sie dabei stets die sozialen und psychologischen Phänomene, die bei Verändungen auftreten können (Vgl. Abbildung: Tal der Tränen sowie das 3-Phasen-Modell von Kurt Lewin).

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