The River Told Me

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Here is a little known terrible Heidegger quote from 1943, to be found in his “Elucidations of Hölderlin’s Poetry”. He ist talking about the German soldiers fighting in the East and dying in Stalingrad:

“… are not the sons of the homeland, who though far distant from its soil, still gaze into the gaiety of the homeland shining toward them, and devote and sacrifice their life for the still reserved find, are not these sons of the homeland the poet’s closest kin?“
(Elucidations, p. 48)

“Ihr Leben verwenden … und im Opfergang verschwenden”. It can hardly get worse.

I gave a talk focussing on Heidegger’s treatment of Hölderlin’s hymn “Der Ister” in Brno, Czech Republic. Here are the slides and the audio recording.

give me a break

The Virtues of Openness: Education, Science, and Scholarship in the Digital Age von Michael A. Peters und Peter Roberts ist kein gutes Buch. Das konnte ich schon auf Seite 38 sagen. Das Kapitel über “Open Scientific Communication” bietet einen Verschnitt zahlreicher für “Offenheit” einschlägiger Trendleader und Kapitel 2 “The Philosophy of Open Science” reiht Bergson, Popper, Soros, Kuhn und Wittgenstgein aneinander. Das kann nichts werden. Dann, auf Seite 39, antizipiert Wittgenstein das Internet:

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Während des Umblätterns der Gedanke “So ein Käse, bin gespannt, ob sie da jemanden zitieren –

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einen Moment bitte

Vor fünf Jahren ist Jörg Haider tödlich verunglückt. Für ihn wurde plakatiert: “Er hat euch nie belogen.” Was für ein Unsinn, jedoch mit keckem, frischem Aussehen unterlegt. Der Zwiespalt geriet ins Zentrum der politischen Auseinandersetzung. Ausschlaggebend waren weniger Tatsachen – davon gibt es immer zu viele. Sondern der Effekt einer Person. Die Mediengesellschaft hat ihre eigenen Gesetze. Sie belohnt Neuheit, Aufmüpfigkeit, Schlagfertigkeit.

Vorgestern sah ich mir Jon Stewarts “Daily Show” vom 8. Oktober an. Mit dem Namen Malala Yousafzai verband ich nichts mehr, obwohl bald klar wurde, dass es sich um das pakistanische Mädchen handelte, das wegen seines Eintretens für die Erziehung von Mädchen und Frauen von einem Talib angeschossen und lebensgefährlich verletzt worden war. Das Ereignis ging, wie man sagt, “durch die Medien”.

 

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Neu, aufmüpfig, schlagfertig? In gewissem Sinn trifft das alles auch auf Malala Yousafzai zu. Ihr Aussehen sprengt der gewohnten Rahmen, “aufmüpfig” ist ein Hilfsausdruck für ihre Tätigkeit, ihre Argumente kommen rasch und treffend. Was soll man sagen? Dass das Auftreten der beiden Personen nichts miteinander zu tun hat? Oder dass es, in dem Moment, in dem es bei den Massen ankommt, denselben Gesetzlichkeiten unterliegt?

Beides ist korrekt. Die Aufgabe besteht darin, die eine Behauptung nicht mit der anderen kaputt zu machen. Der Moment, in dem die Welt rund um mich stillsteht, wird von den nachfolgenden Momenten abgelöst. Aber sie ist stillgestanden. Ich erinnere mich genau.

 

Radieschen

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Statt des üblichen Gummiringerls werden die Radischen mit einer Schlaufe zusammengehalten, an der, verdeckt von grünem Blätterwerk, ein Etikett angebracht ist. Es bescheinigt den kleinen roten Knollen die Herkunft aus der Heimat. Österreichische Bauern haben sie geerntet, ihr (?) sozialer Standard ist kontrolliert. So wie Milch und Schweinefleisch ist jetzt auch das unscheinbare Gemüse mit einem Gütesiegel ausgerüstet.

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Sein vor Seiendem

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Die Tabelle weißer und schwarzer Filmkader habe ich schon in Präsentation der Präsentation zur Illustration verwendet. Zwei Bemerkungen Andreas Kirchners geben Gelegenheit, nochmals auf zurückzugreifen.

Es kostet Überwindung, eine Wiki-Seite zu löschen. Der Grund ist jedoch nicht der Mangel an Schreibfläche. Ein Wiki kann grob gesagt unbegrenzt viel Text aufnehmen. Trotzdem vermeidet man die Löschung, versucht bereits bestehende Arbeit zu erweitern und nur wenn nötig zu korrigieren.

Diese eigentümliche Scheu hängt mit mehreren Faktoren zusammen

  • Es ist immer genügend Platz vorhanden, das ist A.K’s Hinweis
  • Es ist zwecklos, die Seite verschwindet durch das Löschen nicht
  • Es ist weniger Aufwand, etwas hinzuzufügen, als zum Verschwinden zu bringen und neu zu formulieren

Diese pragmatischen Gründe kann man durch eine spekulative Überlegung ergänzen.

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Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst…

Es gibt einen Unterschied zwischen Bricolage – als Tätigkeit von Individuen, sich in einem einschränkenden System unerwartete Möglichkeiten freizuspielen, und Bricolage – als einem System, das sich totale Freiheit auf die Fahnen schreibt.

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Anders gesagt: Was bedeutet freispielen in einem Zeitalter, wo leichtgewichtige Aggregation und Entfesselung zum System wurden? Der vorliegende Artikel stellt keine Antwort dar. Wir sehen uns ein Beispiel von Bricolage an, 40 Jahre früher, das trotz (oder wegen) einer ehrfürchtigen Verwendung des Vorgefundenen, stabilisierte Erwartungen durchkreuzt.

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Qualitätshüter

Die Universität Wien hat im Rahmen des neuen, dreijährigen Doktoratsstudiums, eine “fakultätsöffentliche Anhörung” und die Befürwortung der Präsentation durch einen “Doktoratsbeirat” eingeführt. Manche Fakultäten nehmen das nicht ernst. “Öffentlich” ist z.B. für Juristinnen, dass ein Expose auf eine Webseite hochgeladen wird. Am Institut für Philosophie ist die Sache sehr gründlich gemacht worde – allzu ernsthaft, wie mehrere Kritikerinnen fanden.

Es folgt mein Rückblick als Mitglied dieses Gremiums.

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Near and Far: Floating Mao quotes

“What [Mao] wanted was an entirely joyless nation – without culture, without the presentation of human emotions, populated by a numb herd that automatically follows his orders. […] In this regard, Mao was more extreme than Hitler or Stalin, since Hitler allowed apolitical entertainment and Stalin appreciated and preserved the classics.” (translated by AK)
Jung Chang, Jon Halliday
(2005): Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes. Blessing, p. 637

“I think that Maoism is a creative shift in the whole history of thinking and in communist action[.]” (translated by AK)
Alain Badiou in: Alain Badiou, Jean-Claude Milner (2012): “Controverse. Dialogue sur la politique et la philosophe de notre temps”, p.22

Judgements of Mao Tse-Tungs contribution to (Chinese) history are still unstable. An event like the cultural revolution produced or attracted various convictions, interests, and emotions that induced narratives of Mao’s decisions, political ideas and personality. As an experiment, lets categorize them in two groups, based on the distance:

  • Some narratives are connected with direct and local effects of Maos political ideology: The main author of a popular Mao biography,  Jung Chang, was a teenager when she and her family (her father was a party official) were affected by the violence during the cultural revolution.
  • Other people have been affected from distance: french intellectuals like Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, and the young Alain Badiou related the “May’68” events in Paris to the cultural revolution, which was a source of inspiration and reference. In the case of Alain Badiou, he still relates Mao quotes with contemporary events, as you can see in an article about the events in turkey.

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The spectrum varies from Mao as scapegoat or monster (similarly evil as Stalin or Hitler) to Mao as wise and visionary superhero that created a model for organized revolutionary movements. Lets look at it in more detail…

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Tonträgerin

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Pál Maléter war ein ungarischer Oberst, der während des Aufstands 1956 Verteidigungsminister wurde. Die russischen Interventionstruppen haben ihn verhaftet und 1958 hingerichtet. Ich erwähnte ihn in einem Gespräch mit einer ungarischen Bekannten und dabei unterlief mir eine sprachliche Peinlichkeit.

Zwei Umgangsweisen mit diesem Namen sind unproblematisch. Einerseits kann man ihn unreflektiert so aussprechen, als wäre es ein deutscher Name. Man sagt “Budapest”, obwohl die Ungarn “Budapescht” sagen, also “Pal Maleter”. Oder man richtet sich nach der Originalsprache: “Moleter Pal”. In meinem “politisch korrekten” Fehlversuch waren die beiden Vokale vertauscht “Maleter Pol”. Ein missglückter Ansatz, dem Fremden entgegenzukommen.

An diesen Fehlversuch war ich erinnert, als ich soeben in einem Text den folgenden Satz las:

Denn erstens befinden sich die kulturellen Artefakte auf dem Weg von der feststofflichen Form, die über die Jahrhunderte hinweg ihre Existenz- und Erscheinungsweise war (als Buch, als Tonträgerin oder als bildkünstlerisches Werk), in die digitale Abstraktion (als Datenformat).

Das ist, als würde ich in einem Geschäft für Haushaltswaren eine Konservenöffnerin oder eine Mixerin kaufen wollen. Der Versuch, gendergerecht zu formulieren, ist gründlich fehlgeschlagen. Ein amüsanter, oder auch ärgerlicher, Fall der Überanpassung.

Man kann ihn am Beispiel “Hosenträgerin” gut analysieren. Frauen in Hosen sind Hosenträgerinnen. Aber sie tragen, wenn sie ihre Beinkleider über die Schultern fixieren, keine Hosenträgerinnen.

Wie fair ist unsere Sprache eingerichtet! Der Löffel, die Gabel und das Messer.

Wikis. Jenseits des Papierprinzips

The Wunderblock

“What else than a natural and mighty palimpsest is the human brain? Such a palimpsest is my brain; such a palimpsest, O reader! is yours. Everlasting layers of ideas, images, feelings, have fallen upon your brain softly as light. Each succession has seemed to bury all that went before. And yet in reality not one has been extinguished.” Thomas De Quincey – Suspiria de Profundis (1845)

Inhalte in Wikis sind weder in Stein gemeißelt noch verfliegen sie wie Schall & Rauch. In einer Diskussion nahm ich den Standpunkt ein, dass diese Zwischenposition eine Stärke für den Einsatz von Wikis in Betrieben ist: Situationen ändern sich und so das Wissen zu ihrer Bewältigung. Personen in einer (Zweck-)Gemeinschaft teilen ihre Erkenntnisse, indem sie gegebene Oberflächen für ihre Zwecke anpassen.

Ein alternativer Standpunkt ist: Weil Wikis weder “Fisch noch Vogel” sind, darum sind sie kein verlässlicher Bezugspunkt in einer sich ständig ändernden Umgebung. Sie fügen sich in die Betriebsamkeit ein, anstatt ihre Komplexität durch eine Verfestigung oder Verflüchtigung zu reduzieren. Überlegen wir an einem konkreten Fall…

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